Das dritte Abonnementkonzert unter Erdmannsdörfer nahm einen sehr anregenden Verlauf. Webers Euryanthe-Ouvertüre machte den Anfang. Dieses wunderbare Tonstück, das in so vielen Zügen schon auf den neuromantischen Stil hinführt, hat doch von seiner zündenden Wirkung noch nicht das Geringste verloren; ein überschäumendes Kraftgefühl kommt da zum Ausdruck; wenn nach den scharfen Kontrasten des Mittelteils der letzte Aufschwung einherstürmt und ein Jubel losbricht, der selbst den Himmel in seinen Grundfesten erschüttern macht – ist das nicht jedesmal wie ein Ereignis voller neuer Offenbarungen! Es wurde gestern schwungvoll gespielt; besonders diese letzte Steigerung war von elementarer Wirkung. Auf die Ouvertüre folgte Schumanns C-Dur-Symphonie, op. 61, die man sehr lieb haben kann, ohne sie gerade für eines der besten Werke des Meisters halten zu müssen. Uns liegt sie sehr am Herzen – Sätze wie ihr Scherzo und Adagio sind nach Beethoven und Schubert nicht viele geschrieben worden; das ist alles von einer durchsichtigen Feinheit der Linien, von einer Reife der Durchführung, von einer klanglichen Abgeklärtheit, wie sie nur einer glücklichen Stunde gelingen. Nach der Symphonie, die eine prächtige Wiedergabe erfuhr, spielte Ludwig Vollnhals, als Solist des Abends, das Beethovensche Violinkonzert op. 61 mit tüchtigem Können. Den Abend schloß die symphonische Dichtung »Don Juan« von Richard Strauß, vielleicht das genialste Stück der Gattung, das uns immer mehr bedauern läßt, daß sein Schöpfer inzwischen sich so »entwickelt« hat. Welche schwellende Frische, welche Prägnanz, Plastik im Ausdruck zeigt dieser »Don Juan« – und dagegen beispielsweise der »Taillefer« …! – Der Abend war nicht stark besucht wie sonst, wurde aber mit lebhafter Wärme aufgenommen.