[…]

wird uns unterm 3. d. berichtet: Das gestrige erste Abonnementsconcert der musikalischen Akademie darf seiner beiden erfreulichen Novitäten wegen wohl den Rang eines auch über die Stadtgrenze hinaus wirkenden und interessirenden musikalischen Ereignisses in Anspruch nehmen. Die erste, vorläufig nur im Manuskript vorliegende Novität war die symphonische Phantasie »Aus Italien« unseres jugendlichen Musikdirektors Richard Strauß. Das Werk, mit dem der Komponist den etwas bedenklichen Pfad der Programmmusik betritt, darf immer ein bedeutendes genannt werden und die etwas vorlaute in den Beifall sich mischende Opposition gewisser Parteileute nach dem letzten Satz ist daher als ganz ungerechtfertigt zu bezeichnen. Leidet auch der zweite Satz (»In den Ruinen Roms«) unter dem Mangel an künstlerischer Stimmungseinheit, offenbaren auch die Schilderungen des Strandes von Torrent [sic] und des neapolitanischen Volkslebens im 3. und 4. Satz mehr Erfindungskraft und vollendete Beherrschung der Instrumentirungskunst als tiefe Empfindung, so bleibt die Mache doch immer geistreich und vornehm, und im 1. Satz »Auf der Campagna« hat uns der Komponist ein wahrhaft schönes, aus Herz greifendes Andante geliefert. Wir dürfen daher dem jungen Tonkünstler gratuliren; seine symphonische Phantasie wird zweifelsohne ihren Weg durch die besten deutschen Concertsäle machen. Die zweite Neuheit für die Zuhörerschaft unserer Odeonsconcerte war Emilie Herzog als Liedsängerin. Das Odeon erlebt zur Zeit nicht viele solche Triumphe, wie den, welchen gestern unsere treffliche Soubrette mit drei Gesängen von Schubert errang.