[1r]
Mein süßes, liebes Cäcilchen!
Mitten im Packen, eine Stunde vor der letzten Kammermusik, will ich doch mein Versprechen einlösen und Dir ein Paar Zeilen schicken. Wie froh ich bin, daß es morgen Früh um 11 Uhr dahingeht, kann ich Dir nicht beschreiben, seit letztem Dienstag ist Meiningen genau wieder dasselbe Nest, welches es in der ersten Zeit meines Hierseins war. Alles öd u. leer; ich reise morgen nach München, wo ich bin zum 16. zu bleiben u. hieher einen Brief nebst Fotografie von Dir, mein lieber Schatz, zu erhalten hoffe. Fast fürchte ich, wird meine italienische Reise zu Wasser [1v] [vertikal:] da mir soeben geschrieben wird, daß in Italien dermaßen Cholera und Blattern herrschen, daß es nicht rathsam sei, hie zu gehen. Sollte aus der Reise nichts werden, so gehe ich wahrscheinlich nach Paris u. komme zum Kölner Musikfest oder gehe im Mai nach Frankfurt zu Bülow; daß von Frankfurt Mainz nur eine 1/2 halbe Stunde entfernt ist –, weißt Du ja. –
Von München aus schreibe ich Dir mehr, entschuldige diese Eile und nimm einen verehrungsvollen – Handkuß
von
Deinem
RichardStr.