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Lieber Herr Strauß!
Eine Änderung des Programms ist unmöglich. Am 22. Januar haben wir gar nicht Concert, sondern nur am 29. Außerdem kann Tschaikowsky nur am 12. Februar und wir können nicht in zwei aufeinander folgenden Concerten zwei neue sinfonische Werke unter fremden Dirigenten bringen. Am 8. stehen Sie, am 19. kommt eine Beethoven’sche Sinfonie, am 12. Februar Tschaikowsky auf dem Programm. So muß es bleiben. Aber Sie dürfen es mir nicht an[16]thun, nicht zu kommen. Ich hatte darauf gerechnet, daß Sie mindestens die letzten zwei Proben selbst leiten (Montag d. 7. abends u. Dienstag d. 8. nachmittags). Im Nothfalle aber fahren Sie erst Montag von München ab und leiten nur die Dienstagsprobe; Mittwoch abend können Sie wieder in München sein. Diese 3 Tage kann Perfall Ihnen geben. Wenn Sie wünschen bitte ich ihn selbst darum1.
Schreiben Sie mir recht bald was ich thun soll. Aber kommen müssen Sie jedenfalls2.
Mit herzlichsten Grüßen an Sie und die Ihrigen
Ihr ergebenster F. Wüllner.
1 | Wüllner war mit v. Perfall befreundet, eine Tatsache, die wesentlich zur Abkühlung seiner Beziehungen zu Wagner und Bülow beigetragen hat. (Vgl. M. v. Bülow, Hans v. Bülow und Franz Wüllner. Almanach der dt. Musikbücherei auf das Jahr 1921, hrsg. v. G. Bosse, Regensburg 1920. S.43!). [Anmerkung in der Transkriptionsgrundlage]. |
2 | Strauß kam tatsächlich nach Köln und leitete im 6. Gürzenichkonzert am 8.1.1889 die Aufführung seiner Fantasie »Aus Italien«. [Anmerkung in der Transkriptionsgrundlage]. |