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Brief
Richard Strauss an Josepha Strauss
Samstag, 8. April 1905, Berlin

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome
[1r]

Liebste Mama!

Diesmal will ich mich doch rechtzeitig mit meinen u. meiner Familie Glückwünschen zu Deinem Geburtstage bei Dir einstellen. Es ist 12 Uhr Nachts; ich bin gerade mit meinem heutigen Arbeitspensum fertig geworden u. bevor ich nach einer recht musikreichen Woche mich zur Ruhe lege, meiner lieben Mama Alles Gute u. noch viele frohe Tage, wie den morgigen wünschen. Pauline ist leider seit Mittwoch schon mit Fieber u. einer schlim̅en Hals- u. Bronchienaffektion [sic] im Bett, erst heute wieder aufgestanden u. bittet, sie zu entschuldigen, daß sie sich meinen Glückwünschen nicht direkt anschließt, aber sie ist ziemlich elend. Mit Hanna ging ich heute ein kurzes Stückchen spazieren, sie erzählt, daß Papa schon wieder ausgefahren u. gegangen sei u. daß [1v] ihm die erste frische Luft nach dem langen Winterschlaf gut bekom̅en ist. Wir freuen uns herzlich, daß es Euch so gut geht; jetzt fehlt nur noch etwas gutes Wetter u. dann kann man sich wieder erholen. Hier ist seit 3 Tagen completer [sic] Winter, wie ich ihn seit 6 Jahren noch nicht erlebt habe im April. Wir sind sonst hier durch gutes, trocknes Klima wirklich verwöhnt. Ich hatte diese Woche täglich von 1/2 11 Uhr bis 3 Uhr Proben zu Humperdink; Nachmittags und Abends saß ich an meiner Salome, also von mir gibt’s wenig Interessantes zu berichten. Hannas Briefe, die in neuen Eindrücken schwelgt, werden wohl inhaltsreicher sein. Sie geht morgen mit Otto in den Rienzi. In circa 8 Tagen hoffen wir sie u. Otto dann zum ersten Male als unsre Gäste in unserem schönen Heim zu begrüßen. Ich bleibe nun bis Ende Mai hier, bis die [2r] Musikfeste in Strassburg, Graz u. Dortmund fällig werden[,] daß ich Ende Juni bei den Festspielen in Cöln Tristan, Barbier von Bagdad u. Feuersnot dirigiren werde, habe ich wohl schon geschrieben. Salome wird[,] sobald sie fertig[,] nächst Dresden gleich in Leipzig unter Nikisch u. in Hamburg unter dem jungen Brecher, der dort große Carrière macht, drankom̅en. – Bubi ist gesund u. fleißig, hat viel Sinn u. Geschmack für Musik, guten Klangsinn, nur mit dem Üben geht’s schwer, wie s. Z. [seiner Zeit] bei seinem Vater auch. […] [2v] […]

Tausend Grüße Dir, liebe Mama, dem guten Vater von Pauline, Bubi
u. deinem getreuen, Dich
liebenden Sohne
Richard.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: [unbekannt] (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
      • Pauline Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [RICHARD STRAUSS AN ELTERN U. SCHWESTER, 1894–1949, Nr. 607] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2016-11-15

      • Bayerische Staatsbibliothek (München), Signatur: Ana 330.I.Strauss, Nr. 545a

        • Autopsie: 2017-12-22

Bibliographie (Auswahl)

  • Auszug in Richard Strauss / Willi Schuh (Hrsg.): Briefe an die Eltern 1882–1906, Zürich, Freiburg (Breisgau), 1954, S. 303.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d03826 (Version 2019‑04‑12).

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