Brief
Gustav Mahler an Richard Strauss
Samstag, 19. August 1905, Maiernigg

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome
[1r]

Lieber Freund!

Die Notiz ist offenbar nur so aus den Fingern gezuzelt: – Der Termin der Première kan̅ noch unmöglich bestim̅t werden. – So viel ist nur sicher daß, wen̅ ich Ihre Oper nicht am 4. Oktober herausbringen, sie wahrscheinlich erst im Jän̅er gegeben werden kan̅. (Der Dezember ist ausgeschlossen, weil für eine so wichtige Novität zu unvortheilhaft und im November muß Don Juan (und Figaro im Dezember) neu heraus wegen des Mozart-Jubiläums.[)]

So wie ich nach Wien kom̅e, schreibe ich an Fürstner. – Wegen der Censur spukt’s schon wieder.

Ich bitte jedenfalls um baldmöglichste [1v] Einsendung des Textes (resp. der endgültigen Fassung des Wildeschen Stückes) damit ich es bei Zeiten der Censur unterbreiten und eventuell noch rechtzeitig zu raufen anfangen kan̅. Auch würde die Intendanz […]1 vor Passirung der Censur keinen Kreuzer bewilligen.

Mit dem Studium möchte ich unbedingt sofort anfangen; den̅ ich habe vor die Salome von 3 Sängerin̅en studiren zu lassen, um eine Auswal [sic] und eventuell einen Ersatz zu haben. – Die Kurz ist unmöglich. Eine wunderbare Stim̅e aber darstellerisch selbst für die Lucia unmöglich. – Dagegen baue ich sehr auf eine junge schlanke Sängerin von colossaler Schlagkraft und nie versagender Höhe, mit der ich sofort zu studiren [an]fange. (Frl. Bland.) [2r] Die andere Besetzung stim̅t sehr gut mit meinen Plänen.

Schmedes, Mildenburg und Weideman[n] (vielleicht Demuth).

Nar[…][rab]oth 2muß ich mir noch überlegen – k[…][eine]swegs3 aber Slezak, der sich keine Mühe giebt, sehr schlampig unrhytmisch [sic] singt, und bei der 3. Vorstellung bereits umschmeißt. Der muß auch bei Troubadour, und Arnold bleiben.

Meine 7. ist fertig. – Wasie haben Sie sich im heurigen Som̅er zurecht gefunden. Kon̅ten Sie neben Salomé noch zu was kom̅en. [sic]

Ihre Feuersnoth war famos, – aber der Glanzpunkt (Weideman̅) hat leider gefehlt. – Dagegen die [2v] Diemuth wundervoll.

Haben Sie herzlichsten Gruß und auch Ihre Frau von uns Beiden.

Ich reise eben nach Wien. O weh!

Ihr
freundschaftlichst ergebener
Gustav Mahler

1Wasserfleck im Original, evtl. darunter gestrichene Buchstaben.
2Wasserfleck im Original.
3Wasserfleck im Original.
verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: [unbekannt] (Autograph)

    • Hände:

      • Gustav Mahler (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [GUSTAV MAHLER, Nr. 27] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2016-11-15

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Richard Strauss / Gustav Mahler / Herta Blaukopf (Hrsg.), Briefwechsel: 1888-1911, Bd. Erweiterte Neuausgabe, 2. Auflage (= Piper Serie Piper; 767), München u.a., 1988, S. 101–102. Brief M 49. Im Briefwechsel ist für den Aufbewahrungsort des Originals das Richard-Strauss-Archiv Garmisch-Partenkirchen genannt. Vor Ort konnte jedoch nur eine Kopie des Originals aufgefunden und autopsiert werden.
  • Genannt/Verzeichnet in Signe von Scanzoni (Hrsg.), Katalog der Ausstellung »Richard Strauss und seine Zeit«. Veranstaltet vom Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt München im Münchner Stadtmuseum am Jakobsplatz 13. Juni – 13. September 1964, München, 1964, S. 182. Nr. 1124.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d04469 (Version 2019‑04‑12).

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