Landhaus Richard Strauss

Lieber Freund!

Schönsten Dank für Deine lieben Zeilen u. Alles, was Du [an Elektra getan]!

Wie schade, daß Du Sonnabend nicht dirigirt hast!

Röhr hat sich ja ganz gut durchgefressen, aber – aber! Unter uns: sehr wenig Contakt zwischen Bühne u. Orchester, so ein forsches darüber hinweg Dirigiren über Alles, kein feines Eingehen auf die dramatischen Empfindungen des Sängers u. sein Ausdrucksbedürfniß, kein Luftlassen dem Sänger etc. Aber bitte, dies ganz unter uns! Burk[‑]Berger brav, aber nicht mehr! Ich habe sie gebeten, nächste Woche mal herauszukom̅en, um mit ihr die Rolle dramatisch etwas durchzuarbeiten, stim̅lich u. gesanglich war sie [1v] vortrefflich. Fay sehr gut, auch Bender! Das scenische Bild war etwas zu freundlich: ich werde Fuchs bezüglich der Beleuchtung einige kritische Anregungen übersenden, sobald ich etwas ausgeruht bin. Die letzten 6 Wochen haben mich leider etwas angegriffen, so daß ich erst Mitte März (um den 10.ten herum) wieder nach München darf. Bis dahin muß ich mir leider nun die Freude versperren, Elektra unter Dir zu hören. Was ich Dich bitten wollte, ist, Elektra möglichst selbst in der Hand zu behalten u. auch so oft als möglich in erster Besetzung zu geben. Röhr ist wirklich nicht mehr als eine Aushilfe in diesem Falle; aber [?] das Werk ist eben zu schwer, um ohne genügende Vorproben auch von dem routinirtesten Dirigenten erschöpfend wiedergegeben zu werden.

Vielleicht läßest Du mir jeweils mitteilen, wann im März Du selbst dirigirst u. Frl. Fassbender singt. Bis dahin mit schönsten Grüßen u. nochmals herzlichstem Dank Dein aufrichtig ergebener
DRichardStrauss.