Dokumentation Gesangstexte
Acht Gedichte aus »letzte Blätter« von Hermann v. Gilm op. 10
5. Geduld

relevant für die veröffentlichten Bände: II/2 Lieder op. 10 bis op. 29
Edierter GesangstextTextvorlage bei Komposition
GeduldGeduld.
Geduld, sagst du und zeigst mit weissem FingerGeduld sagst du, und zeigst mit weißem Finger
auf meiner Zukunft festgeschlossne Thür.Auf meiner Zukunft festgeschloß’ne Thür;
Ist die Minute, die da lebt, geringer,Ist die Minute, die da lebt, geringer
als jene ungebornen? sage mir!Als jene ungebornen? sage mir;
kannst mit der Liebe du den Lenz verschieben,Kannst mit der Liebe du den Lenz verschieben,
dann borg ich dir für eine Ewigkeit,Dann borg’ ich dir für eine Ewigkeit,
doch mit dem Frühling endet auch das LiebenDoch mit dem Frühling endet auch das Lieben,
und keine Herzensschulden zahlt die Zeit.Und keine Herzens-Schulden zahlt die Zeit.
Geduld, sagst du, und senkst die schwarze Locke,Geduld sagst du, und senkst die schwarze Locke,
und stündlich fallen Blumenblätter ab,Und stündlich fallen Blumenblätter ab,
und stündlich fordert eine TotenglockeUnd stündlich fordert eine Todtenglocke
der Träne letztes Fahrgeld für das Grab.Der Thräne letztes Fahrgeld für das Grab.
Sieh nur die Tage schnell vorüberrinnen,Sieh’ nur die Tage schnell vorüberrinnen,
horch, wie sie mahnend klopfen an die Brust,Horch, wie sie mahnend klopft an die Brust:
mach auf, mach auf, was wir nicht heut gewinnen,Mach’ auf, mach’ auf, was wir nicht heut’ gewinnen,
ist morgen unersetzlicher Verlust.Ist morgen unersetzlicher Verlust.
Geduld, sagst du, und senkst die Augenlieder,Geduld sagst du, und senkst die Augenlieder,
verneint ist meine Frage an das Glück;Verneint ist meine Frage an das Glück,
so lebe wohl, ich seh dich nimmer wieder,So lebe wohl, ich seh’ dich nimmer wieder,
so will’s mein unerbittliches Geschick.So will’s mein unerbittliches Geschick.
Du hast geglaubt, weil andre warten müssenDu hast geglaubt, weil and’re warten müssen,
und warten können, kann und muss ich’s auch;Und warten können, kann und muß ich’s auch,
ich aber hab’ zum Lieben und zum KüssenIch aber hab’ zum Lieben und zum Küssen
nur einen Frühling, wie der RosenstrauchNur einen Frühling wie der Rosenstrauch.
nur einen Frühling, nur einen, einen Frühling,
wie der Rosenstrauch.
verantwortlich für diesen Datensatz: Andreas Pernpeintner

Quellennachweis

Edierter Gesangstext
Richard Strauss: Lieder mit Klavierbegleitung op. 10 bis op. 29, hrsg. von Andreas Pernpeintner, Wien: Verlag Dr. Richard Strauss 2016 (= Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe, II/2)
Textvorlage bei Komposition
Gedichte von Hermann von Gilm. Erster Band, Wien 1864, Verlag von Carl Gerold’s Sohn, S. 296 f.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/t10199 (Version 2017‑03‑31).