Brief
Richard Strauss an Franz Strauss (sen.) / Josepha Strauss
Montag, 27. März 1905 / Dienstag, 28. März 1905 (fälschl.), Arnheim

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome

[1r] GRAND1
Hôtel du Soleil
G. C. SMEENK
Arnhem.

Liebe Eltern!

Nach 2 sehr sauren Wochen (Nibelungenring, Museumsconcert in Frankfurt mit Pauline, täglichen Proben zu der sehr reizenden neuen Oper von Humperdink, die am 12. April ihre Uraufführung erlebt) bin ich, leider ein bischen [sic] überarbeitet gestern Abend mit Pauline hier eingetroffen, um heute mit dem Amsterdamer Orchester hier ein Cäcilienconcert zu dirigiren: Don Juan, Tod u. Verkl.[,] Domestica, Lieder. Morgen dasselbe in Haag. Donnerstag Abend fahre ich allein dann nach London, um Samstag dort Domestica zu machen. Am 2. April bin ich dann wieder in Berlin, vom 3.ten ab täglich Humperdink-Orchesterproben. Hoffentlich überstehe ich Alles gut, es ist mir neben meiner Arbeit an Salome nun doch beinahe ein bischen [sic] zu viel geworden. Ihr habt inzwischen mit der armen Hanni [?] auch keine angenehmen Tage verbracht. Gott sei Dank, daß es ihr wieder besser geht. Unser Hausarzt fand es etwas leichtsinnig, das Kind nach 8 Tagen schon aufstehen zu lassen: er läßt jedes [1v] Masernkind volle 14 Tage im Bett. Hoffentlich hat der dämliche Dr Sandner keine neue Dum̅heit gemacht.

Es ist so schade, daß wir nun Hanna nicht den gemütlichen Einzug bereiten können, den wir beabsichtigt hatten. Da 4 Wochen Ansteckungsgefahr bei Masern besteht, müssen wir uns Bubis wegen doch wohl noch 14 Tage lang meiden. Desto vergnügter wollen wir aber dann sein, wenn Alles glücklich vorbei. Wir freuten uns sehr, Otto während der Zeit einige gemütliche Stunden bereiten zu können. Er schien sich ganz wohl bei uns zu fühlen, war recht vergnügt. Im Ganzen scheint er sich in Berlin ganz gut zu gefallen u. hoffentlich gewöhnt sich Hanna auch gut ein.

Mama war hoffentlich nicht böse, daß ich ihr diesmal zum Namenstag nur telegrafisch gratulirt habe, aber der Trubel war wirklich zu groß u. keine freie Minute mein eigen. Ich hoffe zum Geburtstag einen schönen Brief nachholen zu können.

Bubi haben wir in guter Gesundheit verlassen. Pauline wird gerade frisiert. In einer Stunde beginnt das Concert. In der nächsten freien Zeit mehr! Für heute tausend Grüße Euch allen von Pauline u. Eurem getreuen
Richard.

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verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: [unbekannt] (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [RICHARD STRAUSS AN ELTERN U. SCHWESTER, 1894–1949, Nr. 606a] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2016-11-15

      • Bayerische Staatsbibliothek (München), Signatur: Ana 330.I.Strauss, Richard, Nr. 544a

        • Autopsie: 2017-12-22

Bibliographie (Auswahl)

  • Auszug in Richard Strauss / Willi Schuh (Hrsg.): Briefe an die Eltern 1882–1906, Zürich, Freiburg (Breisgau), 1954, S. 302–303. Fälschlich datiert auf 28. März 1905.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d03823 (Version 2019‑04‑12).

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