Brief
Richard Strauss an Adolph Fürstner / Adolph Fürstner [Musikverlag]
Donnerstag, 9. August 1906, Marquartstein

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome, I/3b Salome (Weitere Fassungen)

EIBSEE
BESITZER: AUGUST TERNE.1

Lieber Herr Fürstner,

Conried hat mich gestern nochmals in München abgefangen u. wir haben uns geeinigt, daß er 10 mal garantirt 300 Dollar pro Vorstellung zahlt: Vertrag vorläufig ein Jahr. Bezüglich meines Dirigirens im 2.ten Jahre haben wir uns dahin geeinigt, daß er mich im Falle des erhofften großen Erfolges für 1907-08 2 bis 5 mal zum Dirigiren einlädt.

Hoffentlich haben Sie Conried Ihre Bedingungen bereits mitgeteilt: er drängt sehr, wegen seiner Sänger u. der Dekorationen. Er will Salome zu seinem Benefiz geben! Ich Er will Ihnen ein Honorar pro Vorstellung 10 mal im nächsten Jahre garantirt geben u. ersucht Sie, ihm die Höhe resp. Niedrigkeit desselben baldigst mitzuteilen. Ich glaube, daß er auf 100 Dollar pro Vorstellung, also 10 mal garantirt = 1000 Dollar
für ein Jahr
wohl eingehen würde. Wenn Sie’s natürlich billiger [Seitenwechsel] geben wollen, wird er sehr vergnügt sein.

Sobald Sie sich mit ihm geeinigt haben, kann der Vertrag sofort ausgefertigt werden.

Ich werde den französischen Auszug sobald ich ihn durchgelesen habe, zurücksenden u. hielte es für das beste, wenn Sie bei Röder Gesangsstim̅estreifen mit französischen (allein)
u. mit italienischem Text (allein)
drucken ließen, die in die nach Frankreich u. Italien zu liefernden Partituren einfach eingeklebt (d. h. über die deutschen Singstim̅en darübergeklebt würden). Dies ist glaube ich, billiger, jedenfalls aber correkter u. zuverläßiger, als wenn ein Copist die Notenschmiererei macht, bei den vielen von mir vorgenom̅enen Änderungen u. bei der Kleinheit der Partitur. Bitte nur dringend, in die Partitur nicht italienischen u. französischen Text u. Noten zusam̅en, sondern jede extra, bei der Engheit u. Schwierigkeit der Partitur könnten die französischen u. italienischen Kapellmeister sonst gar N [?]nicht mehr damit zurechtkom̅en. Colonne will nächsten Winter in Paris, Salomes [Seitenwechsel] Tanz, die Schlußscene der Salome (französisch) u. vielleicht auch den Zwiegesang zwischen Johanaan u. Salome im Concert aufführen. Dazu ist es nötig, daß ich bald die Concertbearbeitung der letzten Soloscene der Salome mache. Ich bitte Sie daher, mir von der Salomepartitur das letzte Stück von den Worten ab »und das Geheimniss der Liebe ist größer als das Geheimniss des Todes« entweder gedruckt oder aus der Abschrift oder Correcturbogen zu schicken, ich mache dann hier den Übergang u. Schluß dazu. Schicken Sie mir auch dazu bitte 2 Bogen 40 zeiliges Notenpapier. –

Conried ist, nachdem ich ihm so lange zappeln ließ, jetzt lüstern wie Herodes auf Salome u. er hofft sich große Dinge von dem Werk. Bitte, schließen Sie die Sache jetzt recht bald mit ihm ab.

Besten Gruß!
Ihr
DRich. Strauss.

Sehr eilig!

[Seitenwechsel] [unbekannte Hand:] […]
Marquartstein, d. 9.8.
Erl. „ 13.8.

1Vermutlich ist der gedruckte Briefkopf auf der Transkriptionsgrundlage (= Reproduktion) oben abgeschnitten und somit nicht vollständig sichtbar. Es könnte sich um den Briefkopf des »Hotel und Pension Eibsee« handeln.
verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: Unbekannt (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
      • unbekannt (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [Richard Strauss an Fürstner Verlag, 1890–1907, Nr. 157] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2016-08-24

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d11173 (Version 2021‑09‑29).

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