[unbekannt]
[ohne Titel]
in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, Jg. 38, Heft 339, Donnerstag, 7. Dezember 1893, Abendblatt, Rubrik »Kleines Feuilleton«, S. 1

relevant für die veröffentlichten Bände: III/3 Aus Italien
[Eine neue Symphonie von Richard Strauß.]

Man schreibt uns aus Weimar, 5. ds.: Im gestrigen Theater-Abbonementsconcert gelangte hier zum ersten Male die symphonische Phantasie in G-Dur »Aus Italien« von unserem Kapellmeister Richard Strauß unter eigener Direktion des Komponisten zur Aufführung. Die Tondichtung umfaßt vier größere Sätze. Der erste »Auf der Campagna« ist ein breites Andante, Stimmung: südliche Himmelsgluth, tropisch leuchtende Farben. Der zweite Satz ist mehr reflektirender Art und schildert die Gefühle beim Anblick der Reste entschwundener Herrlichkeit. Eine prächtige Malerei in Tönen entfaltet der dritte Theil: »Am Strande von Sorrent«. Der letzte Satz, der originellste von allen, gibt in einem tollen Allegro ein Spiegelbild neapolitanischen Volkslebens. Die Komposition wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen. Sie ist natürlich ganz im Geiste Wagners gehalten, aber doch von einer bestimmten Eigenart und in geradezu virtuoser Weise instrumentirt. Am gleichen Abend, an dem das Strauß’sche Werk zur Aufführung gelangte, trat auch ein junger Violinspieler, Herr Donderer aus München, auf. Derselbe spielte das schwierige Concert von Wieniawsky mit einer Bravour und künstlerischen Reife, die bei einem erst 20jährigen Künstler in Erstaunen setzen mußte.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/b44113 (Version 2021‑04‑12).

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