Brief
Richard Strauss an Pauline Strauss
Donnerstag, 19. März 1908, Berlin

relevant für die veröffentlichten Bände: I/4 Elektra

Geliebtes P!

Erfreuliche Nachrichten: gestern eine Stunde bei Hülsen. Concertfrage nun wohl zu meinen Gunsten geregelt. Ich habe ihn auf 14 Tage Urlaub heruntergedrückt, dafür will er jetzt die Frage mit dem Orchester in Angriff nehmen. Ich werde dann wahrscheinlich nächsten Winter nur die Concerte dirigiren, wie bisher Weingartner. Mit der russischen Tournee, Première Elektra in Dresden u. Berlin, wird sich’s wohl so einrichten lassen, daß ich nicht allzu oft eigens von Garmisch herauffahren muß. Aber auslassen möchte ich die Concerte auf keinen Fall. Um später das Herumreisen mehr einschränken zu können, wenn das Berliner Einkom̅en um so viel steigt. Außerdem wirst Du in allernächster Zeit Frau Generalmusikdirektor heißen!

[Seitenwechsel]

Hülsen war wieder sehr nett, ich kann nur im̅er wieder dankend anerkennen, wie anständig er ist.

Näheres mündlich! Gestern Verhandlungen mit Bock u. Fürstner begonnen, auf Bocks Wunsch. Jeder weiß, daß es unter 100.000 M. nicht zu haben [ist], keiner will aber das erste Angebot machen. Nun fange ich am 1. April in Mainz mit Schott an. Alle brennen Sie [sic] drauf u. keiner wagt den ersten Sprung!

Gestern Siegfried! Heute Abend nach Paris!

Montag Abend 7½ Uhr bei Euch! Ankunft an der Bahn 7.08. Warte bitte mit dem Abendessen auf mich u. lasse uns apart im Restaurant serviren. Nicht table d’hote [sic]! Du brauchst mich nicht an der Bahn erwarten, da Bubi Dich wahrscheinlich nicht entbehren kann. [Seitenwechsel] Bubi kann den Abend mal wohl ein bischen [sic] länger aufbleiben! Und kann eventuell am nächsten Tag mir zu Ehren etwas später aufstehen u. Ferien haben!

Bei uns Alles wohl: mein Bronchial fast ganz vorbei. Freue mich auf Euch u. ein bischen Sonne. Hier ists trostlos: – 0 Grad, +2 Grad, +3 Grad, Schnee seit 8 Tagen, Regen – aber nie Sonne. Zum Verzweifeln!

Auf frohes, frohes Wiedersehen! Alles grüßt!

Es umarmt Euch in treuer Liebe
Euer
R.

Bitte, Zim̅er neben Euch!

Du kannst dann nach meiner Abreise das 2.te Zim̅er gleich behalten!

Bestelle extra ein leichtes Essen für Montag Abend! Keine Suppe!

[kopfstehend:] Aus Paris schreibe ich nicht mehr!

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Adrian Kech, Sebastian Bolz

Quellennachweis

  • Original: Unbekannt (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [FAMILIENBRIEFE IV, 1906–1910, Nr. 269] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2017-09-12

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d32703 (Version 2021‑09‑30).

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