Das Philharmonische Orchester aus Berlin unter Hofcapellmeister Weingartner setzte seine hiesige Thätigkeit mit den Abonnementconcerten No. 2, 3 und 4 sehr erfolgreich fort. Beethoven’s Pastoral-Symphonie, die grosse in Cdur von Schubert, die Ouverturen zu »Benvenuto Cellini« und zu »Rienzi«, Saint-Saëns’ »Le Rouet d'Omphale« und die Akademische Festouverture von Brahms waren die Hauptnummern der drei Programme, neben welchen die [Symphonie] pathétique von Tschaikowsky, Richard Strauss’ »Till Eulenspiegel« und ein Satz aus der Edur-Symphonie von Gustav Mahler als Novitäten figurirten. Die Symphonie von Tschaikowsky hat überall, wo sie zur Aufführung gelangte, den Eindruck eines edlen, von Meisterhand geformten Kunstwerkes gemacht und aussergewöhnliche Theilnahme veranlasst: so auch hierorts, wo die eigenartige Schönheit der Tonschöpfung von den Berliner Gästen mit aller Liebe gepflegt wurde. Die Humoreske von Strauss machte Wirkung ihrer mit Virtuosität beschafften Instrumentation wegen, die klanglich manches Originelle und Reizvolle gefördert hat, aber hinsichtlich der musikalischen Erfindung dünkte uns das Stück weniger bedeutend. Auf eine ähnliche Werthschätzung, wie die »Till Eulenspiegel«-Musik, erhebt Mahler’s Symphoniesatz Anspruch, worin ebenfalls der Gedanke nicht erheblich ins Gewicht fällt, aber hübsche Klangeffecte freundlich und angenehm das Ohr berühren. […]
Boedecker, Louis
»Hamburg, Ende December.«
in: Musikalisches Wochenblatt, Bd. 2, Jg. 28, Donnerstag, 7. Januar 1897, Rubrik »Tagesgeschichte. Musikbriefe.«, S. 19–20
relevant für die veröffentlichten Bände: III/7 Till Eulenspiegels lustige Streiche
[19] Hamburg, Ende December.