Orchesterbesetzung: Drei Flöten, Piccolo, drei Oboen, Englischhorn, D-Klarinette, zwei B-Klarinetten, Baßklarinette, drei Fagotte, Kontrafagott, acht Hörner, sechs Trompeten, drei Posaunen, Baßtuben, Pauken, Triangel, Becken, große und kleine Trommel, Ratsche; Streichinstrumente.
Man hört es oft von Laien und Musikern, daß Richard Strauß ihre Sympathie [58] zuerst durch den Till Eulenspiegel gewonnen habe. Vor dieser köstlich witzigen Orchesterhumoreske verstummte zuerst der Widerspruch der Gegner, hier fand zuerst ein Ausgleich der Meinungen statt, und wenn man von einer Popularität Straußischer Symphoniemusik reden kann, so beginnt sie bei diesem Schelmenspiel.
In der Tat, wie klar und verständlich klingt schon die kurze Einleitung. Märchenglanz. »Es war einmal.« Dann stellt im ersten Horn schon Till, der Spaßvogel sich vor,
hüpft von der Oboe zur Klarinette, gaukelt in den Fagotten, macht sein artiges Kompliment. Plötzlich schneidet er uns »lustig« eine Grimasse:
Das Motiv wird dann in den Bässen gleichsam zergliedert. Der Schelm denkt über einen Streich nach. Und richtig. Dort sitzen harmlos die schwatzenden Weiber am Markt, und Till – hui! zu Pferd mitten unter sie (Klarinettenlauf durch drei Oktaven und große Ratsche), daß die Töpfe in Scherben klirren. Spornstreichs jagt er davon und die Weiber haben das Nachsehen. Generalpause. Im Winkel geduckt, sinnt der Schelm schon auf neue Missetaten. Als Bettelmönch
verkleidet zieht er mit einer Reliquie würdevoll durchs Land und brandschatzt die Dummen. Aber schließlich – die Religion ist kein Spaß – kriegt er’s mit der Angst und legt – Glissando der Solovioline – die geistlichen Gewänder lieber wieder ab. Das Ewig-Weibliche zieht ihn nun an. Sein Motiv gewinnt einen werbenden Ausdruck. Es wird galant, süß, es girrt und schmachtet, beteuert. Aber ein Korb ist sein Lohn. Wütend zieht er ab – Umkehrung seines Motivs – und wenn es in der rechten Gestalt drohend in den Posaunen aufsteigt, so verstehen wir das gut als Racheschwur wider die böse Menschheit. Die Professoren der Pariser hohen Schule
bekommen zuerst seinen Schabernack zu spüren. Till trägt ihnen abenteuerliche Thesen vor und die gelahrten [sic] Herren beginnen nun darüber eifrig zu disputieren [59] (Engführung), bis die immer impertinenteren Grimassen des Schlingels sie belehren, daß sie ihm auf den Leim gegangen sind. Leichtfertig, einen leichtfertigen Gassenhauer pfeifend
die Hände in den Hosentaschen, wandert Eulenspiegel seines Weges weiter und schlägt sich »schnell und schattenhaft« in die Büsche.
Nun hebt eine freie Reprise an, wobei sich die Einzelheiten programmatisch nicht mehr so genau ausbeuten lassen. Die Entwicklung wird jetzt eine mehr rein musikalische. Straußens Kombinationsgabe, seine Phantasie in der Umbildung, Vergrößerung, Verkleinerung der Motive (meist Nr. 1 und 2) feiert hier einen Triumph. Immer toller, verwegener wird das motivische Treiben, die ganze Welt, scheint es, leidet unter der unbändigen Ausgelassenheit des Schelmen, seiner Kapriolen, Karikierungen, Spottlust und Laune. Zu einer riesigen Steigerung des ganzen Tonkörpers schmettert da das Blech das Motiv des Bettelmönchs, das Orchester bricht im fff ab und ein langer Trommelwirbel kündigt an, daß der Büttel den Missetäter gefaßt hat. »Drohend« erhebt sich des Anklägers Stimme. Dazwischen immer kleinlauter, kläglicher in der Klarinette jene des Erzschelms. Man sieht, wie die Angst seine Züge verzerrt. Aber unerbittlich spricht das Gericht das Urteil: Tod am Galgen. Das Eulenspiegelmotiv wird nun durch drei Oktaven in die Höhe gezogen (Klarinetten), um das Besteigen der Galgenleiter zu versinnlichen. Ein atemloser, nach Luft schnappender Flötentriller und alles ist aus.
Der schöne Epilog nimmt nun die Melodie des Anfangs auf. Im Märchen lebt Till Eulenspiegel fort und – das sagt uns sein verklärt und siegesfroh sich erhebendes Thema – sein Humor, der Humor des Volkes ist auch unsterblich und feiert ewig seine Wiederkehr.