Lieber Freund!

Besten Dank für Ihren freundlichen Brief: ich bestehe unter allen Umständen darauf, daß Sie in London mitdirigieren!

Wer wird sich um Zeitungen kümmern! Haben Sie im Voraus schönsten Dank für die viele Mühe, die Sie auf mein Werk verwenden! Sie werden mich doch nicht für so undankbar halten, daß ich den Rahm aller Vortrefflichkeit nun in London allein abschöpfen möchte. Nein, nein, Sie kommen mit, das war u. bleibt abgemacht. –

Wann können wir in London probiren? Ich treffe am 2. Juni Früh in London ein u. kann vorher unmöglich nach Amsterdam kommen. Wann trifft das Orchester in London ein? Am besten wärs, am 2. Juni Morgens, dann könnten wir Vormittags u. Nachmittags probiren. Geht das nicht, dann muß wohl am 2. Juni Abends 8 Uhr oder 9 Uhr eine tüchtige Probe sein, damit ich das Orchester an den Concerttagen nicht zu sehr anstrengen muss. Haben Sie die Noten der Lieder (aus Coblenz) erhalten?

die Metronome der Liebesscene sind:1

Den B-Dur Schluss dirigiere ich in Vierteln, die Hörner teilen sich die  am besten als  ein.

Nun hätte ich noch eine Bitte, seien Sie so lieb u. achten Sie beim Studium meiner Werke darauf, daß Ihr etwas zur Weichlichkeit u. Klangschwellerei neigendes Orchester für meine Sachen etwas schärfere Accente gebe, besonders Ihre ersten Geigen erschienen mir im Januar etwas zu süß u. kraftlos. Ich liebe etwas schneidigere und rauhere Spielart:

Können Sie darauf ein bißchen achten? Nur für meine Sachen: besonders Eulenspiegel verträgt viel mehr Derbheit und Rauheit in den Accenten u. der Art der Tongebung. Dies ganz vertraulich für Sie u. Nichts für ungut.

Mit herzlichem Gruß und Dank, auf frohes Wiedersehen in London, schönsten Empfehlungen für Ihre liebe Frau u. Herr u. Frau Marez Oyens

Ihr treulich ergebener
Rich. Strauss.

Gute Besserung Ihrer Gesundheit!
Mehr spazierengehen !!!