Tod und Verklärung op. 24
Einleitung

Reinhold Schlötterer † gewidmet


Roswitha Schlötterer-Traimer und Reinhold Schlötterer begründeten im Jahr 1977 mit der Richard-Strauss-Arbeitsgruppe am Institut für Musikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität die universitäre Strauss-Forschung in München.

Einleitung

Entstehung

Als der 24-jährige Münchner Kapellmeister Richard Strauss im Sommer 1888 mit der Komposition seiner dritten Tondichtung begann, sah er sich dem Ziel nahe, das ihm sein Mentor Alexander Ritter vorgegeben hatte: die Nachfolge Richard Wagners als Musikdramatiker. Bereits seit einem Jahr arbeitete Strauss am Text seiner ersten Oper Guntram, und um der neuen Aufgabe auch kompositorisch gewachsen zu sein, hatte er damit begonnen, sich mit programmatischen Orchesterstücken der musikalischen Sprache Liszts und Wagners zu nähern. Ritter beabsichtigte, mit Strauss und anderen jungen Musikern wie Ludwig Thuille und Friedrich Rösch, die sich zwischen 1886 und 1889 in München zur »Ritter’schen Tafelrunde« versammelten,1 der neudeutschen Sache nach dem Tod ihrer beiden Protagonisten Wagner und Liszt auf breiter Front den Erfolg zu sichern.

Ob Ritter und seine Anhänger Strauss’ kompositorischen Weg zur Oper gemeinsam planten, ob sie die Sujets seiner zu schreibenden Programmmusiken festlegten und sich über Strategien ihrer musikalischen Umsetzung Gedanken machten, wissen wir nicht. Doch darf man den Einfluss der Runde nicht unterschätzen. Es ist keineswegs auszuschließen, dass hier die Anzahl von drei Tondichtungen ebenso festgelegt wurde wie eine Stufenfolge, die mit einer wachsenden Anlehnung an Liszt und Wagner ihren Höhepunkt finden sollte. Auch könnte in diesem Kreis die anfängliche Bindung an literarische Sujets (Macbeth, Don Juan) und schließlich der Verzicht darauf in der dritten und letzten Tondichtung diskutiert worden sein.

Bei Strauss jedenfalls löste die konzeptionelle Begleitung seiner kompositorischen Arbeit durch die Münchner Freunde einen bemerkenswerten produktiven Schub aus: Innerhalb von nur zweieinhalb Jahren entstanden zunächst Macbeth (Abschluss 9. Januar 1888), der alsbald erstmals umgearbeitet wurde, anschließend sofort Don Juan. Und noch vor dessen Fertigstellung (am 30. September 1888) nahm Strauss seine dritte Tondichtung Tod und Verklärung in Angriff. Thuilles Reaktion auf den Abschluss der Arbeit an Tod und Verklärung (am 18. November 1889 lag die Partitur fertig auf dem Tisch) macht den engen Zusammenhang der drei Stücke unmittelbar ersichtlich: »›Don Juan‹«, so heißt es, werde »durch seine Siege die erstaunten und erhobenen, sowie auch die ›empörten‹ Menschen auf ›Macbeth‹ und ›Tod und Verklärung‹ vorbereiten.«2 Nicht ohne Grund widmete Strauss die drei Orchesterstücke den wichtigsten Münchner Mitstreitern: Ritter (Macbeth), Thuille (Don Juan) und Rösch (Tod und Verklärung). Eine weitere Tondichtung sollte es offenbar nicht mehr geben.

Frühester Beleg für die Beschäftigung mit Tod und Verklärung ist ein Brief vom 24. August 1888 an Hans von Bülow, in dem Strauss seine Tondichtungen Macbeth und Don Juan verteidigte – nur in Verbindung mit einem »poetischen Vorwurf« habe Instrumentalmusik überhaupt noch eine Berechtigung – und die Hoffnung äußerte, Bülow werde sich »an einem neueren Werke von mir, das einen weniger schroffen und grausigen Inhalt als ›Macbeth‹ hat, mit dem von mir nun eingeschlagenen Wege befreunden.«3 Mit diesem »neueren« Werk kann nur Tod und Verklärung gemeint sein, von dessen musikalischem wie programmatischem Inhalt Strauss offenbar schon konkrete Vorstellungen hatte. Die ersten Entwürfe im Garmischer Skizzenbuch 14 sind zwar nicht datiert, doch spricht eine gestrichene Don-Juan-Skizze innerhalb von Notizen zu Tod und Verklärung dafür, dass zwischen den letzten Arbeiten an der zweiten und den ersten an der dritten Tondichtung nicht viel Zeit verging.

Mit dem neuen Stück kam Strauss offenbar ohne größere Stockungen voran. Lediglich die Liedergruppe Schlichte Weisen op. 21 (TrV 160) – sie entstand im Frühjahr 1889 –, eine intensive Konzerttätigkeit im Winter 1888/89 mit Auftritten in Dresden, Meiningen, Köln, Mannheim und Frankfurt/Main sowie die Leitung einiger weniger Opernaufführungen im Rahmen seines Münchner Amtes5 beanspruchten neben Tod und Verklärung seine Zeit. Anfang April 1889 konnte Strauss seiner Freundin Dora Wihan melden, er habe »eine neue Tondichtung (wahrscheinlich mit dem Titel: Tod und Verklärung) in der Skizze fertig und werde wahrscheinlich nach Ostern die Partitur anfangen.«6 Das Stück war komponiert, der »poetische Vorwurf« stand fest. Wann auch der Titel von Strauss festgelegt wurde, wissen wir nicht, wohl aber, dass es mit der Partitur etwas länger dauerte. Ende Juni des Jahres führte Strauss im Rahmen der Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (ADMV) in Wiesbaden mit großem Erfolg Aus Italien auf, anschließend arbeitete er bis Ende August als musikalischer Assistent bei den Festspielen in Bayreuth, und am 9. September trat er hoffnungsvoll seine neue Stelle als Zweiter Großherzoglicher Kapellmeister in der »Zukunftsstadt Weimar« an, dort, »wo Liszt so lange wirkte!«7 Erst am 11. Oktober, nachdem Strauss als erste dirigentische Großtat in Weimar Wagners Lohengrin zur Aufführung gebracht hatte, konnte er sich wieder intensiver mit der Partitur der neuen Tondichtung beschäftigen. Inzwischen hatte sie ihren definitiven Titel,8 und ihre Existenz war auch außerhalb des engsten Freundeskreises bekannt.9 Abschließen konnte Strauss die Arbeit an der Partitur am 18. November 1889. Eine Woche vorher hatte er in Weimar Don Juan erstmals dirigiert und zwei Tage später Bülow sowie seinem Verleger Eugen Spitzweg Tod und Verklärung auf dem Klavier vorgespielt. Bülow, für Strauss in Sachen öffentlicher Resonanz noch immer die wichtigste Person und zugleich maßgebliche Autorität für den Verleger, war erstmals von einer Tondichtung seines ehemaligen Meininger Schützlings angetan. Seiner Frau schrieb er noch am selben Tag, das neue Stück habe ihm »wieder größeres Zutrauen in seine [Strauss’] Entwicklung eingeflößt«, es sei »sehr bedeutend, trotz allerhand Schlacken auch erquicklich.«10 Schon einige Wochen vorher hatte Rösch, der inzwischen in Berlin daran arbeitete, Bülow zur Absage an seine Schwärmerei für Brahms und zur Rückkehr zu seinen alten neudeutschen Idealen zu bewegen, seinem Freund Strauss versichert, Bülow sei »nunmehr für Deinen ›Don Juan‹ zuverlässig gewonnen« und werde »auch später eventuell für ›Tod u. Verklärung‹ leicht zu haben sein.«11 Diese Prophezeiung hatte sich offenbar erfüllt.

Das Sujet

Das Sujet des Stückes, oder, mit Strauss’ Formulierung, dessen »poetischer Vorwurf«, ist gelegentlich autobiographisch gedeutet worden.12 Ernsthaft krank war Strauss allerdings erst im Mai 1891 und erneut im Juni 1892, als Tod und Verklärung längst komponiert war. Auch ohne äußeren Anlass lag der Stoff für einen Wagner- und Liszt-Bewunderer wie ihn – und das gilt erst recht für seinen Mentor Alexander Ritter – in der Luft. Die Idee von »Tod und Verklärung« hatte schon in Liszts Symphonischen Dichtungen Tasso und Prometheus eine zentrale Rolle eingenommen: Der Untertitel von Tasso lautet »Lamento e Trionfo«, die »Grundidee« des Prometheus-Mythos (in der Übersetzung von Peter Cornelius) »Leid und Verklärung«.13 Auch Wagners Tristan und Isolde ließe sich in diesem Zusammenhang anführen. Bald nach der Vollendung von Strauss’ Stück machte der Plot übrigens auch in der Literatur Karriere: 1893 wurde in Berlin Hanneles Himmelfahrt von Gerhart Hauptmann uraufgeführt.14

Eine Art Kurzprogramm seines Werks hat Strauss selbst mitgeteilt. In einer etwa 1895 abgefassten Antwort auf einen Fragebogen des Grazer Musikästhetikers Friedrich von Hausegger zu seinem Schaffensprozess heißt es:

»›Der Kranke liegt im Schlummer, schwer u. unregelmäßig atmend, zu Bette; freundliche Träume zaubern ein Lächeln auf das Antlitz des schwer Leidenden; der Schlaf wird leichter, er erwacht, gräßliche Schmerzen beginnen ihn wieder zu foltern, das Fieber schüttelt seine Glieder – als der Anfall zu Ende geht u. die Schmerzen nachlassen, gedenkt er seines vergangenen Lebens: seine Kindheit zieht an ihm vorüber, seine Jünglingszeit mit seinem Streben, seinen Leidenschaften u. dann, während schon wieder Schmerzen sich einstellen, erscheint ihm die Leuchte seines Lebenspfades, die Idee, das Ideal, das er zu verwirklichen, künstlerisch darzustellen versucht hat, das er aber nicht vollenden konnte, weil es von einem Menschen nicht zu vollenden war, die Todesstunde naht, die Seele verläßt den Körper, um im ewigen Weltenraum das vollendet, in herrlichster Gestalt zu finden, was es hienieden nicht erfüllen konnte.‹ Dies der flüchtige Inhalt von Tod u. Verklärung, wie er mir selbst während des Componirens bekannt war […].«15

Viel später, Anfang der 1930er Jahre, beschied Strauss einen neugierigen Fragesteller mit gänzlich unprogrammatischen Hinweisen, die allerdings am engen Konnex der drei ersten Tondichtungen erneut keinen Zweifel lassen: »Tod und Verkl. ist reines Fantasieprodukt – kein Erlebnis liegt ihm zugrunde (krank wurde ich erst zwei Jahre darnach). – Ein Einfall wie ein anderer, wahrscheinlich letzten Endes das musikalische Bedürfnis, nach Macbeth (beginnt und schließt in Dmoll) Don Juan (beginnt in Edur und schließt in Emoll) ein Stück zu schreiben, das in Cmoll anfängt und in Cdur aufhört! Qui le sait?«16

Wenn Strauss noch im April 1889 in seinem Brief an Dora Wihan den Titel Tod und Verklärung als »wahrscheinlich« bezeichnete, dann vielleicht, weil er in dieser Formulierung nur den Schluss des von ihm beschriebenen Programms benennt, nicht aber die Stationen, die ihm vorausgehen: Todeskampf, Erinnerungen an Kindheit und Jugend, die Erscheinungen des Ideals. Geändert wurde der Titel allerdings nicht mehr; ein von Willi Schuh als Alternative vermuteter Titelvorschlag Ritters, »Seraphische Fantasie«, hat mit Strauss’ Stück nichts zu tun.17 Über die Gründe, die den Komponisten dazu bewogen, Cosima Wagner noch im März 1890 mitzuteilen, der Titel seines jüngsten symphonischen Werkes, Tod und Verklärung, sei »vorläufig unvollkommen«18 – tatsächlich stand er längst fest –, lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise wollte Strauss negative Reaktionen der Wagner-Witwe im Vorfeld der Uraufführung verhindern.

Der Weg zur Uraufführung

Strauss’ Vater Franz, sein Verleger Eugen Spitzweg und sicherlich auch Hans von Bülow dürften die Entscheidung des Komponisten, sich der neudeutschen Richtung anzuschließen und rasch nacheinander drei derart moderne Orchesterstücke vorzulegen, mit einiger Skepsis betrachtet haben: Franz Strauß, weil er seinen Sohn auf einem kompositorischen Holzweg sah, Spitzweg, weil er geringe Aufführungszahlen und damit finanzielle Einbußen befürchtete, und Bülow, weil er mitansehen musste, wie hier ein großes Talent seine Begabung auf dem Altar der aus seiner Sicht falschen Götter Ritter, Liszt und Wagner opferte. Vermutlich war auch dem Komponisten selbst nicht ganz wohl bei der Sache. Um das Publikum nicht zu überfordern, sollte es jedenfalls erst langsam an die neue Richtung gewöhnt werden. Deshalb machte Strauss weder vor noch nach der Vollendung von Tod und Verklärung irgendwelche Anstalten, das Werk zur Aufführung zu bringen. Auch mit dem Druck hatte er es nicht eilig. Zwar bot Spitzweg, durch Bülows positive Reaktion nach dem Klaviervorspiel ermutigt, die Übernahme des Stückes in seinen Verlag an, doch schob Strauss, wie ein Brief vom 7. Dezember 1889 verrät, die Sache erst einmal auf die lange Bank: »Im kommenden Herbst« – also im Herbst 1890 – wolle er Tod und Verklärung herausgeben, jedenfalls nicht, bevor er selbst das Stück gehört habe.19

Strauss war längst kein Unbekannter mehr. Zuletzt hatte Aus Italien 1889 Aufmerksamkeit erregt und ihm nach der Wiesbadener Aufführung vor den Mitgliedern des ADMV großes Lob eingebracht. Aber Aus Italien zählte für Strauss nur als Werk des Übergangs: Der neue Weg begann mit Macbeth, und mochten auch Ritter und die Münchner Freunde von dem Werk überzeugt sein, Bülow war es nicht. Der neue Weg, das musste Strauss schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, hatte eher holprig begonnen; Macbeth blieb trotz seiner Neufassung erst einmal in der Schublade. Erfreulicher lief es mit Don Juan: Bülow war nicht ganz so negativ gestimmt, Spitzweg nahm das Stück in seinen Verlag und die Uraufführung in Weimar brachte positive Kritiken. Die ersten Aufführungen vor großem Publikum – Anfang 1890 in Dresden durch Adolf Hagen und in Berlin durch Bülow – riefen allerdings ein gemischtes Echo hervor;20 erst als Strauss selbst wieder Don Juan dirigierte – in Berlin und Frankfurt – und das Material im Frühjahr 1890 im Druck vorlag, setzte sich das Werk durch.

Alles in allem schien zu diesem Zeitpunkt die schwierige Startphase des neuen Weges wohl überwunden. Strauss, mutiger geworden, plante, nun auch die dritte Tondichtung in einer ersten Aufführung vor die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei kam ihm zugute, dass sein Weimarer Dienstherr Hans von Bronsart in Personalunion Präsident des ADMV war. Inzwischen gehörte auch Strauss dem Gesamtvorstand sowie der Musikalischen Sektion des Vereins an.21 Da Aus Italien bei der Wiesbadener Tonkünstlerversammlung 1889 erfolgreich gewesen war, wurde für das nächste Treffen 1890 in Eisenach die Aufführung einer der neuen Tondichtungen in Aussicht genommen. Im März 1890 konnte Strauss seinen Eltern melden, dass die Wahl auf Tod und Verklärung gefallen war.22 Erstmals sollte eine Tondichtung vor einem großen Fachpublikum zu Gehör kommen.

Die Uraufführung der Tondichtung am 21. Juni 1890 (zusammen mit Strauss’ Burleske für Klavier und Orchester23) war ein Erfolg. Strauss selbst schrieb seiner Schwester Johanna, Tod und Verklärung habe »alles übrige todtgemacht, die Musiker waren wie verhagelt u. ganz paff vor Erstaunen, das war ein merkwürdiger Eindruck«.24 Aber nicht nur die Musiker, auch die Zuhörer waren erstaunt und die Kritiker des Lobes voll. Strauss sei, so hieß es im Musikalischen Wochenblatt, »trotz seiner Jugend eines der grössten Compositionstalente unserer Zeit«, er überrage »thurmhoch alle die Vertreter des Landläufigen und Hergebrachten.« Jetzt habe er – nach Anknüpfung an Beethoven, Mendelssohn, Schumann und Brahms – »mit kühner Wendung Liszt erreicht«.25 Die Nähe zu Liszt sollte von nun an zu den Konstanten der Rezeption von Tod und Verklärung gehören – wobei die einen darin einen Schritt zur Selbstständigkeit, die anderen hingegen einen Rückzug auf älteres Terrain sahen. Strauss selbst, aber auch Ritter und die Münchner Freunde dürften den Vergleich mit Liszt ebenso befriedigt zur Kenntnis genommen haben wie die Bemerkung der Allgemeinen Musik-Zeitung, Strauss habe »das geistige Erbe Wagner’s und Liszt’s angetreten«.26 Auch das allgemeine Lob der realistischen Darstellung, der glänzenden Instrumentation sowie der überlegenen Formgestaltung musste dem Komponisten gefallen, vor allem aber die Versicherung, Strauss spreche hier »eine jedem ernsthaft Zuhörenden verständliche Sprache«, die Musik vermittle »ein greifbares Bild seiner poetischen Intention«.27 Das Ziel, im Geiste Wagners und Liszts eine moderne und zugleich verständliche Musik in einer eigenen, unverwechselbaren Handschrift komponieren zu können, schien erreicht.

Das poetische Programm und die frühe Rezeption

Erstaunlicherweise hatte es Strauss auch nach den positiven Reaktionen auf die Eisenacher Premiere von Tod und Verklärung mit weiteren Aufführungen nicht eilig. Anfragen aus Wien und München vom Herbst 1890 lehnte er ab,28 auch sein Freund Felix Weingartner in Mannheim kam nicht zum Zuge. Stattdessen wandte sich Strauss erneut Macbeth zu, dessen zweite Fassung am 13. Oktober 1890 in Weimar uraufgeführt und wohlwollend besprochen wurde.29 Dennoch entschloss sich Strauss zu einer neuerlichen Revision: Indiz für seine gewachsene Überzeugung, den eingeschlagenen Weg konsequent zu verfolgen und seine künstlerischen Überzeugungen nicht einem bloßen Streben nach Erfolg opfern zu dürfen. Auch seine nächsten Schritte lassen keinerlei Unsicherheit mehr erkennen. Noch bevor er die letzte Macbeth-Revision in Angriff nahm, schloss Strauss Ende Oktober eine erste Fassung seines Guntram-Textes ab.30 Einen Monat später wurden die Verhandlungen mit Spitzweg über die Publikation aller drei Tondichtungen erfolgreich beendet. Und in diesem zeitlichen Kontext schrieb Strauss seinem Verleger am 19. November, Tod und Verklärung sei »das beste und reifste« seiner Stücke; er werde »voraussichtlich sobald nichts mehr componiren […], da ich mich von der absoluten Musik ganz abwende, um mein Heil beim Drama zu versuchen«.31 Die Zeit der Tondichtungen war vorbei, nun galt alle Aufmerksamkeit der Komposition von Guntram. Jegliche Zweifel an diesem Weg waren ausgeräumt.

Freigegeben hatte Strauss seine jüngste Tondichtung allerdings noch immer nicht. Das lag vermutlich auch an dem programmatischen Gedicht, das er seiner Partitur vorangestellt hatte. Anders als bei Lenaus Zeilen in der Partitur von Don Juan handelt es sich jetzt nicht um ein Produkt eines Lyrikers von Profession, das schon vor der Komposition existiert hatte, sondern um ein erst nach dem Abschluss der Arbeit verfasstes Gedicht aus der Feder Alexander Ritters. Es lautet wie folgt:32

Stille, einsam öde Nacht!

auf dem Todtenbette liegt er.

Fieberglut wirft ihn empor

und er sieht sein ganzes Leben.

Kindheit, Jugend, Männerkampf,

Bild um Bild im Traum erscheinen.

Ob ers deutlicher auch faßt,

ob es mählich ihm auch wachse,

kann er’s doch erschöpfen nie,

kann es nicht im Geist vollenden.

Was er suchte je u. je

Mit des Herzens tiefstem Sehnen

Sieht er noch im Todesschweiß,

Suchet – ach! – u. findet’s nimmer!

Da erdröhnt der letzte Schlag

von des Todes Eisenhammer,

bricht den Erdenleib entzwei,

deckt mit Todesnacht das Auge. –

Aber mächtig tönet ihm

aus dem Himmelsraum entgegen

was er sehnend hier gesucht,

was er suchend hier ersehnt.

Strauss dürfte weniger die Qualität der Verse als das Missverhältnis zur Musik gestört haben. Wie bereits angedeutet, passt schon der Titel Tod und Verklärung streng genommen nur für den Schluss (die Tamtam-Schläge ab T. 395 markieren den Tod des Helden, dessen Verklärungsmusik in T. 430 einsetzt). Ritters Gedicht liefert zwar weitere inhaltliche Stichworte – Totenbett, Fieberglut, Kindheit-Jugend-Männerkampf, vergebliches Streben –, und »Totenbett« ließ sich ebenso leicht mit dem beginnenden Largo wie »Fieberglut« mit dem Allegro molto agitato in T. 67 ff. assoziieren. Für die folgende Musik bis zum Beginn der Traumbilder in T. 186 allerdings fehlen jegliche poetischen Zeilen, und der Appassionato-Musik ab T. 256 werden Ritters Verse allenfalls partiell gerecht. Vermutlich befürchtete Strauss Missverständnisse des Stückes bei anderen Dirigenten – wie er sie bei Bülow und dessen Don-Juan-Direktion in Berlin Anfang 1890 erlebt hatte – und bat deshalb Ritter für den Druck der Partitur um eine ausführlichere Neufassung des Gedichts.

Bei der Eisenacher Uraufführung von Tod und Verklärung sowie bei der Weimarer Erstaufführung am 12. Januar 1891 lag die neue Fassung noch nicht vor.33 Bald darauf sollte die Berliner Premiere in einem Philharmonischen Konzert erfolgen: auf Wunsch Bülows, aber gegen den Willen34 des Komponisten, der erst den Druck des Werkes abwarten wollte. Strauss konnte die zunächst für Januar, dann für den 9. oder 14. Februar terminierte Aufführung zwar nicht verhindern, aber bis zum 23. Februar aufschieben. Ob das Stück in Berlin zumindest teilweise schon aus gedruckten Stimmen gespielt wurde, wissen wir nicht. Eine gedruckte Partitur lag noch nicht vor. Ritters Neufassung des Gedichts aber war fertig, das Berliner Publikum konnte es im Programmheft lesen. Außerdem hatte sich Strauss ausbedungen, das Philharmonische Konzert wie auch die Wiederholung am Folgetag in einem »Populären Konzert« zu leiten, um jegliche Irritationen über die Musik und ihr Programm zu verhindern.

Das gelang ihm allerdings nur partiell. Die positiven Kritiken wiederholten weitgehend die Argumente, die schon nach der Eisenacher Uraufführung zu lesen waren. Erneut hob man den »Erben des Instrumentalkomponisten Liszt« hervor: Otto Lessmann verglich Tod und Verklärung mit Liszts Les Préludes, doch knüpfe Liszt »mehr an äussere Lebensvorgänge« an, während Strauss »aus der Tiefe des Geisteslebens« schöpfe; »und wie die poetische, so ist auch die rein musikalische Potenz in dem Strauss’schen Werke eine bedeutendere«.35 Aber es gab auch kritische Stimmen, denen die ganze Richtung nicht passte. Das Berliner Tageblatt sah Strauss auf einem kompositorischen Irrweg, »der ihn unbedingt von jedem richtigen Ziele ableiten muß«,36 und noch drastischer formulierten die Signale für die Musikalische Welt, das Stück gehöre leider zu denen, »welche alle gesunden Begriffe über Zweck und Ziel der Musik geradezu verhöhnen«; es gebe kaum ein »traurigeres Beispiel musikalischer Verirrung«.37 Nicht weniger dezidiert, aber mit anderem Akzent kritisierte Cosima Wagner das Stück einige Jahre später. Zwar beherrsche Strauss die technischen Mittel »souverän«, doch stünde dazu die »geschraubte Dürre der Einfälle« in einem entschiedenen »Missverhältnis«:38 ein noch häufig vorgebrachter Einwand gegen Strauss’ Programmmusik.

Ritters Gedicht trug zum Verständnis von Tod und Verklärung offenbar eher wenig bei. Zwar wurde ihm gelegentlich attestiert, es sei »ungemein stimmungsvoll«.39 Aber den Vergleich mit Lenaus Zeilen in der Partitur zu Don Juan konnte es nicht bestehen.40 Als besonders fatal erwies sich von Anfang an die zwar verständliche, aber irrige Ansicht, Ritters Verse seien wie diejenigen Lenaus schon vor der Entstehung des Stückes geschrieben worden, hätten folglich Strauss beim Komponieren die Feder geführt. Für alle Skeptiker, die wie Otto Klauwell der Überzeugung waren, in Programmmusik würden die »Normen musikalischer Gestaltung« allein »aussermusikalischen Rücksichten anbequemt«, weshalb man ihr »keine höhere künstlerische Bedeutung«41 zusprechen könne, war damit über Tod und Verklärung der Stab gebrochen. Es half wenig, dass die Verteidiger des Stückes nicht müde wurden, auf die Entstehung des Gedichts erst nach der Vollendung der Komposition zu verweisen.42 Einer der einflussreichsten Kritiker, Eduard Hanslick in Wien, ließ sich jedenfalls von diesem Argument nicht überzeugen. Für ihn blieb die Musik von Tod und Verklärung allein durch die Lektüre des Gedichtes verständlich. Denn Strauss komponiere »mit poetischen, anstatt mit musikalischen Elementen«, er habe sich von jeglicher musikalischen Logik losgesagt. Eine Musik aber, die man nur anhand eines Programms verstehe, sei nichts als Ausdruck einer »krankhaften Richtung«, einer »raffinierten Überkultur unserer Musik«. Aber Hanslick sah einen Ausweg: Strauss solle doch der »realistischen Anschaulichkeit« seiner Musik geben, was ihr bislang noch fehle, die »wirkliche Bühne«. Die »Art seines Talents« jedenfalls weise »den Komponisten eigentlich auf den Weg zum Musikdrama«.43 Hanslick konnte nicht wissen, dass Strauss sich bereits auf diesem Weg befand.

Publikation und weitere Aufführungen

Zur Aufführung von Tod und Verklärung Anfang 1891 in Berlin standen gedruckte Materialien wahrscheinlich noch nicht vollständig zur Verfügung, obwohl Verleger, Komponist und Stecher sich im Vorfeld große Mühe gegeben hatten. Mitte Dezember 1890 hatte Strauss, wie er Franz Wüllner schrieb, Tod und Verklärung »in Druck gegeben«,44 mit anderen Worten Partitur und Stimmen an die Notenstecherei von C. G. Röder nach Leipzig geschickt. Kurz vor dem 19. Januar 1891 war eine erste Korrektur abgeschlossen,45 einige Tage später äußerte Strauss die Hoffnung, wenigstens gedruckte Stimmen könnten in Berlin vorliegen.46 Am 1. Februar stand deren zweite Korrektur allerdings noch bevor; allenfalls die Stimmen der Streicher, so Spitzweg, könnten – entsprechendes Arbeitstempo des Komponisten wie der Stecherei vorausgesetzt – in Berlin zur Verfügung stehen.47 Tatsächlich meldete Strauss am 10. Februar: »Stimmen bereits corrigirt; Streichquintett kann sicher fertig werden.«48 Ob aus der Hoffnung allerdings Wirklichkeit wurde, wissen wir nicht. Erich H. Müller von Asows Werkverzeichnis zufolge erschienen Partitur und Stimmen im April 1891,49 in Hofmeisters Musikalisch-literarischem Monatsbericht wurde das Material hingegen erst im September 1891 angezeigt, ebenso der von Otto Singer angefertigte vierhändige Klavierauszug.50

Erst nach diesem Zeitpunkt gab es die nächsten Aufführungen: am 13. November 189151 in einem Frankfurter Museumskonzert unter Gustav Kogel – eine Darbietung, die bei Engelbert Humperdinck einen »tiefen Eindruck«52 hinterließ – und einen Tag später, von Strauss geleitet, in Braunschweig.53 Am 30. Dezember erklang Tod und Verklärung in Lüttich; Dirigent war Sylvain Dupuis, Gründer und Leiter der dortigen Société des nouveaux concerts, die während ihres Bestehens (1888–1901) noch mehrere Strauss-Aufführungen realisieren sollte. Dupuis hatte Strauss vor dem Konzert um nähere Angaben zu den Tempi gebeten und erhielt am 27. Dezember die folgenden »ungefähren« Angaben:54

»Das erste Largo [T. 1 ff.]: =48
Alla breve [T. 96 ff.]: =84
Sehr breit [T. 320 f.]: =108
Moderato Cdur am Schlusse: Die Verklärung [T. 395 ff.]: =84«

Da Strauss seiner Partitur keine Metronomzahlen beigegeben hatte, bieten diese Angaben den einzigen Beleg für die Tempovorstellungen des Komponisten.

Zur Musik

Wie Macbeth und Don Juan gründet auch Tod und Verklärung auf ästhetischen Überzeugungen, die Strauss, je sicherer er sich seines Weges war, desto entschiedener nach außen vertrat. Besonderes Interesse verdienen hier zwei Briefe vom 2. Dezember 1888 und 3. März 1890, geschrieben während der Arbeit an Tod und Verklärung und kurz nach deren Abschluss. Gerichtet waren sie an den Komponisten Ján Levoslav Bella aus dem siebenbürgischen Hermannstadt.55 Bella hatte seine schon ältere Symphonische Dichtung Schicksal und Ideal für eine Aufführung während des Tonkünstlerfestes des ADMV in Eisenach 1890 eingereicht, und Strauss als Gutachter des Programmausschusses hatte das Stück als Schöpfung »eines sehr begabten Künstlers unserer Richtung«56 gelobt. (Ungeachtet der ähnlichen Titelformulierungen ist eine Beeinflussung des Titels von Tod und Verklärung kaum wahrscheinlich. Strauss erhielt die Noten von Bellas Stück erst Ende 1889, als seine Tondichtung nahezu fertig und der Titel festgelegt war.57)

Im Kontext der Entstehung von Tod und Verklärung machen die Briefe unmissverständlich deutlich, wie gründlich sich Strauss Liszts Theorie der Programmmusik angeeignet hatte und wie sehr er sich damit an der Spitze des Fortschritts wähnte.58 »Der musikalisch poetische Inhalt«, so machte Strauss Bella klar, »muß künftig die Form bestimmen u. darin ist Liszt […] der Wegweiser für uns jüngere gewesen.«59 Liszt als bewundertes Vorbild: Vor diesem Hintergrund kann die immer wieder attestierte Nähe von Idee, Programm und Musik der jüngsten Tondichtung zu Liszt kaum überraschen. Jedenfalls hatte Strauss eine poetische Idee gewählt, die dem Kreis der Neudeutschen entstammte, dem Publikum nicht unbekannt war und gleichwohl Tod und Verklärung eine bemerkenswerte Eigenständigkeit verlieh. Zwar enden schon Macbeth und Don Juan mit dem Tod des Helden – wie auch viel später noch Till Eulenspiegel, Don Quixote und Ein Heldenleben60 –, nicht aber mit einer nachfolgenden Verklärung: eine Konzeption, die Strauss schon wenige Jahre später wegen ihrer beargwöhnten christlichen Einfärbung rundheraus abgelehnt hätte.61 Nicht von ungefähr bezeichnete ein Strauss-Kenner wie Gustav Brecher um 1900, als Strauss sich längst von Ritters Wagner-Bild befreit hatte, Tod und Verklärung als »das einzige ›reaktionäre‹« unter Strauss’ Werken, und zwar »seinem ganz metaphysisch gearteten Programm nach, wie auch nach seiner ganz im Liszt-Wagnerschen Stil gehaltenen Musik.«62 1888/89 aber war Strauss noch nicht soweit. Noch folgte er den Maximen Ritters63 und dürfte die Nähe zu Liszt und Wagner ganz gezielt gesucht haben.

Eine Herausforderung für die Komposition einer »poetischen« Musik lag, wie Strauss’ Briefe an Bella zeigen, in der Gestaltung einer überzeugenden Form. Zwar habe er »in der Sonaten-Form zu schaffen begonnen«, jetzt aber, weil »in ihr nicht wahrhaft neues mehr zu sagen ist, mit ihr vollständig gebrochen« und sich in seinen Tondichtungen Macbeth und Don Juan »ganz der Einsätzigkeit zugewandt«. Der Anspruch, »mit jedem neuen Werke sich die eigene Form zu geben u. trotzdem nicht formlos zu werden« sei allerdings »mühsamer, als mit Hülfe des alten, nach allen Seiten hin bereits ausgeweiteten Sonatengerüstes eine leidliche Sinfonie zu schreiben.«64 Wie viel Mühe Strauss die formale Gestaltung von Tod und Verklärung bereitete, lässt sich den Skizzen freilich kaum entnehmen.65 Die entscheidende Formidee wurde offenbar schon sehr früh gefunden – möglicherweise in Diskussionen mit Ritter und den Münchner Freunden. Viel später hat der Komponist sie wie folgt zusammengefasst: »Tod u. Verklärung bringt das Hauptthema erst als Culminationspunkt in der Mitte.«66

Themen in symphonischen Werken, die nicht zu Beginn, sondern erst im weiteren Verlauf eines Satzes vorgestellt werden und dann gegebenenfalls eine wichtige Rolle spielen, waren nichts Neues. Natürlich kannte Strauss den Kopfsatz von Beethovens Eroica mit dem erstmals in der Durchführung (T. 284 ff. und 322 ff.) erklingenden dritten Thema, das in der Coda (T. 581 ff.) noch einmal wiederkehrt. Ob Beispiele wie dieses, möglicherweise auch in den Diskussionen mit Ritter und den Münchner Freunden, für die Konzeption des Stückes wirklich eine Rolle spielten, ist allerdings ganz ungewiss. Näher liegt die Vermutung, dass Strauss bei seiner dritten Tondichtung eine Gestaltung aufgriff, die er schon in den beiden vorherigen Stücken erprobt hatte, ohne freilich ihr Potential ganz auszuschöpfen. Zu erinnern wäre an das »Epilog-Thema«67 in Macbeth, das, nach eher unauffälligen Vorstufen (T. 152, 186, 252), erstmals in T. 308 am Ende des Mittelsatzes erklingt und später mehrfach (T. 403, 410, 415, 452, 516) wiederkehrt. Weiterentwickelt wurde die Formidee in Don Juan: Hier erhält der Titelheld in T. 315 ein neues C-Dur-Thema in den Hörnern, das fortan wie ein Hauptthema fungiert und später, in T. 510, sogar eine triumphale Reprise in der Haupttonart E-Dur erfährt.

In Tod und Verklärung entwirft Strauss für das vom Künstler zu Lebzeiten vergeblich erstrebte, erst im Tod erreichte Ideal ein Thema, das er zunächst – ganz der poetischen Idee entsprechend – nur in Umrissen vorstellt (T. 163), später in wechselnden Tonarten weiter enthüllt (As-Dur T. 320, A-Dur T. 334, Des-Dur T. 355), bis es im »verklärten« Schlussteil in seiner vollständigen Gestalt zum gloriosen Hauptthema in C-Dur avanciert (T. 430). Freilich hat Strauss die Form nicht allein auf der Geschichte des Ideal-Themas aufgebaut. Trotz seiner kritischen Worte an Bella sind, wie oft auch noch bei Liszt, Reste der tradierten Mehrsätzigkeit nicht zu überhören, und vor allem spielt die Sonatenhauptsatzform – wie schon in den beiden vorangegangenen Tondichtungen – eine wesentliche Rolle. Allerdings werden deren Bestandteile in ganz unterschiedlichen Dimensionen realisiert. Das Allegro molto agitato, das dem langsamen ersten Teil folgt, ließe sich als großer c-Moll-Hauptsatz verstehen, dem geradezu schulgerecht in ruhigerem Tempo ein längerer dreiteiliger G-Dur-Seitensatz folgt. Später, T. 256 ff., gibt es einen neuerlichen Steigerungsteil, in dem auch früheres Material verarbeitet wird, weshalb sich der Eindruck einer Durchführung aufdrängt. Ihr Ziel hat sie allerdings nicht in der Reprise, sondern in der dreifachen Vorstellung des Ideal-Themas. Erst danach kommt es tatsächlich zu einer Wiederkehr des anfänglichen Largos sowie des Hauptthemas, doch reduzieren Orgelpunkte zunächst auf A (T. 361–380), dann auf G (T. 381–394) diese ohnehin nur kurzen Reprisen auf kaum mehr als Durchgangsstationen auf dem Weg zur Verklärung. Strauss fährt, so könnte man sagen, im Verlauf des Stückes die Sonatenanlage immer weiter zurück und wertet im Gegenzug die Entwicklung des Ideal-Themas zu einem zentralen Formelement auf. Darüber hinaus hat er das Ganze durch eine angedeutete Mehrsätzigkeit68 abgesichert: mit zwei schnellen (T. 67 ff., 256 ff.) und drei langsamen »Sätzen« (T. 1 ff., 186 ff., 395 ff.), von denen der letzte zugleich als Finale fungiert. Es überrascht wenig, dass die Kritik gerade bei Tod und Verklärung die »organische Gestaltung«, die Einheitlichkeit und die Klarheit der Form hervorhob.69

Nachleben

Mit Tod und Verklärung hat Strauss Abschied vom 19. Jahrhundert genommen. Die nächsten Hauptwerke, Guntram und vor allem Till Eulenspiegel, markieren eine konzeptionelle und dann auch kompositorische Wende; mit der musikalischen Welt, die Ritter verkörperte, wollte Strauss nichts mehr zu tun haben. Dennoch hat er Tod und Verklärung und vor allem dem Verklärungsthema die Treue gehalten. Es begegnet in wenigstens zwei späteren Klavierliedern, stets in ironischer Brechung: Von Händlern wird die Kunst bedroht aus dem Krämerspiegel TrV 236 (1918) zum Text: »Sie bringen der Musik den Tod, sich selber die Verklärung«; außerdem Zugemessne Rhythmen TrV 269 (1935), wo es heißt: »[…] wenn er nicht, auf neue Form bedacht, jener toten Form ein Ende macht.«70 Im Dezember 1944 gehörte Tod und Verklärung mit Till Eulenspiegel und Don Juan zu den drei Tondichtungen, deren Partitur Strauss noch einmal abschrieb:71 eigenem Bekunden nach als »eine Art Wiedertaufe«72, wohl auch als »wertvolles Weihnachtsgeschenk«73 für seine beiden Enkel sowie zur eigenen finanziellen Absicherung.74 Seine Abschriften könnten darüber hinaus als »Inspirationsquelle«75 für letzte Werke gedient haben: Jens-Peter Schütte hat gerade die Kopie von Tod und Verklärung in eine enge Beziehung zu Strauss’ Metamorphosen gesetzt, an denen der Komponist schon im Spätsommer 1944 zu arbeiten begonnen hatte, die er aber erst im März 1945 vollenden konnte. Sie seien, so Schütte, als »Neukomposition von Tod und Verklärung unter umgekehrten Vorzeichen« und damit letztlich als »Sinfonische Dichtung mit dem imaginären Titel ›Tod ohne Verklärung‹« aufzufassen.76 In diesem Kontext sah Schütte auch das letzte Zitat des Verklärungsthemas, nämlich im Orchesterlied Im Abendrot (dem letzten der sogenannten Vier letzten Lieder TrV 296), hier direkt nach den Schlussworten: »ist dies vielleicht der Tod?«.77 Kein Zweifel: Am Ende seines Lebens ist Richard Strauss noch einmal in die Welt des 19. Jahrhunderts zurückgekehrt.


Walter Werbeck


Allen im Kritischen Bericht genannten Archiven und Bibliotheken sei für die Bereitstellung des für die Edition herangezogenen Quellenmaterials gedankt. Weiterer Dank gilt der Familie Strauss, außerdem Frank Below, Rüdiger Bornhöft, Gerhard Dill, Veronika Giglberger, Thomas Herbst, Thekla Kluttig, Gregor Raquet, Stefan Reuter, Dominik Šedivý, Reinhold Schlötterer † und Roswitha Schlötterer-Traimer †.


Stefan Schenk

 1

Vgl. Walter Werbeck: »Gährend Drachengift« versus »Milch der frommen Denkungsart«? Richard Strauss und Ludwig Thuille, in: Facetten II. Kleine Studien. Edition und Interpretation bei Chopin. Die Münchner Schule und Max Reger, hrsg. von Claus Bockmaier, München 2016 (= Musikwissenschaftliche Schriften der Hochschule für Musik und Theater München 10), S. 247–269. Zu Strauss’ Freundschaften mit Thuille und Rösch vgl. jetzt auch W. Werbeck: Close Friends, in: Richard Strauss in Context, hrsg. von Morten Kristiansen u. Joseph E. Jones, Cambridge 2020, S. 30–38.

 2

Richard Strauss – Ludwig Thuille. Ein Briefwechsel, hrsg. von Franz Trenner, Tutzing 1980 (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft München 4), S. 106. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d30437.

 3

Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01872.

 4

RSQV q13001.

 5

Vgl. Raymond Holden: Richard Strauss. A Musical Life, New Haven u. London 2011, S. 166 f.

 6

Brief vom 09.04.1889, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01902.

 7

Ebd.

 8

An seinen Vater schrieb Strauss am 12. Oktober 1889: »[…] gestern habe ich wieder an ›Tod und Verklärung‹ zu arbeiten angefangen […]«. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01946.

 9

Engelbert Humperdinck fragte am 12. Oktober: »Was machen ›Don Juan‹ und ›Macbeth‹, sowie die neue Sinfonie?« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02083.

 10

Brief vom 13.11.1889, zit. nach: Hans von Bülow. Briefe. VII. Band. Höhepunkt und Ende. 1886–1894, Leipzig 1908 (= Hans von Bülow. Briefe und Schriften 8), S. 273. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d30559.

 11

Brief vom 20.10.1889, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d30586.

 12

Willi Schuh: Richard Strauss. Jugend und Frühe Meisterjahre. Lebenschronik 1864–1898, Zürich/Freiburg (Breisgau) 1976, S. 185.

 13

Vgl. Theodor Müller-Reuter: Lexikon der deutschen Konzertliteratur, Leipzig 1909, S. 286 (zu Tasso) u. 308 (zu Prometheus). Dass Liszt in den Programmen seiner Symphonischen Dichtungen häufig »auf den Kampf des Helden eine feierliche […] Apotheose« folgen lasse, hat schon Eugen Zádor-Zucker hervorgehoben (Über Wesen und Form der sinfonischen Dichtung: Beiträge zu ihrer Entwicklungsgeschichte von Liszt bis Strauß, Diss. phil. Münster 1921, S. 68). Norbert Miller war der Ansicht, die Symphonischen Dichtungen Liszts seien »fast ausnahmslos« nach dem Prinzip »Kampf und Triumph« gearbeitet. Vgl. Norbert Miller: Musik als Sprache. Zur Vorgeschichte von Liszts Symphonischen Dichtungen, in: Beiträge zur musikalischen Hermeneutik, hrsg. von Carl Dahlhaus, Regensburg 1975 (= Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts 43), S. 223–287, hier S. 236.

 14

Arthur Seidl bezeichnete Tod und Verklärung 1896 als »eine Art ›Hannele in der Tonkunst« (Hervorhebung i. O.). Vgl. A. Seidl: Richard Strauß – eine Charakter-Skizze (1896), in: Seidl: Straußiana. Aufsätze zur Richard Strauß-Frage aus drei Jahrzehnten, Regensburg o.J. [1913], S. 27. – Zum Phänomen der Verklärung vgl. neuerdings die Studie von Markus Kleinert: Andere Klarheit. Versuch über die Verklärung in Kunst, Religion und Philosophie, Göttingen 2021, S. 13. Kleinert zufolge gehört Strauss’ Tondichtung in die Reihe »zunehmend ins Kunstsystem verlagerter und säkularisierter Auferstehungen und Himmelfahrten«; das Stück verweise damit zurück »auf Fausts finale Erhebung und Isoldes Liebes-Verklärung«.

 15

In Privatbesitz, zitiert nach Walter Werbeck: Die Tondichtungen von Richard Strauss, Tutzing 1996 (= Dokumente und Studien zu Richard Strauss 2), S. 538. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d37807.

 16

Brief vom 09.02.1931, zit. nach: Schuh: Strauss (wie Anm. 12), S. 188. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d06355.

 17

Erstens stammt der Vorschlag aus einem Brief Ritters vom November 1891, als Tod und Verklärung schon gedruckt vorlag und mehrfach aufgeführt worden war; vgl. Charles Youmans: Ten Letters from Alexander Ritter to Richard Strauss, 1887–1894, in: Richard Strauss-Blätter, Neue Folge 35 (1996), S. 3–22, hier S. 8 f., weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d03066. Und zweitens bezog sich Ritter auf seine auch Erotische Legende betitelte Ouvertüre, die Strauss im November 1891 in Weimar aufführen wollte und für die er nach einem Titel und einem Programm gefragt hatte. Vgl. Matthias Schäfers: Die Symphonische Dichtung im Umkreis Liszts. Studien zu Hans von Bülow, Felix Draeseke und Alexander Ritter, Sinzig 2015 (= Musik und Musikanschauung im 19. Jahrhundert. Studien und Quellen 13), S. 419 f.; auch Michael Hofmeister: Alexander Ritter. Leben und Werk eines Komponisten zwischen Wagner und Strauss, Baden-Baden 2018 (= Frankfurter Wagner-Kontexte 1), S. 463-466.

 18

Brief vom 22.03.1890, zit. nach: Cosima Wagner – Richard Strauss. Ein Briefwechsel, hrsg. von Franz Trenner, Tutzing 1978 (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft München 2), S. 36. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02128.

 19

Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01964.

 20

Die Dresdner Aufführung wurde eher kritisch beurteilt – Signale für die Musikalische Welt 48 (1890), H. 6, S. 85 (Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b44031) –, die Berliner hingegen gelobt: Allgemeine Musik-Zeitung 17 (1890), S. 69 (Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b44030).

 21

Vgl. Irina Kaminiarz: Strauss und der Allgemeine Deutsche Musikverein, in: Richard Strauss Handbuch, hrsg. von Walter Werbeck, Stuttgart u. Kassel 2014, S. 35–41.

 22

Brief an die Mutter vom 19.03.1890, zit. nach: Richard Strauss. Briefe an die Eltern 1882–1906, hrsg. von Willi Schuh, Zürich u. Freiburg (Breisgau) 1954, S. 132. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02127.

 23

Vgl. die Übersicht in: Concertumschau. Eisenach, in: Musikalisches Wochenblatt 21 (1890), S. 342 (Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45647) sowie den Programmzettel bei: Irina Kaminiarz, Richard Strauss. Briefe aus dem Archiv des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (1888–1909), Weimar u. a. 1995 (= Schriftenreihe der Hochschule für Musik »Franz Liszt« 1), S. 85. Strauss dirigierte Liszts Tasso, ein Duett aus Hans Sommers Oper Loreley, Berlioz’ Roi Lear, ein symphonisches Zwischenspiel aus Weingartners Oper Malawika sowie die Uraufführungen der Burleske und von Tod und Verklärung. Außerdem erklangen, geleitet von Strauss’ Weimarer Kollegen Eduard Lassen, das Violinkonzert G-Dur von Joseph Joachim, die Humoreske für Orchester von Edouard de Hartog, drei Orchesterlieder von Albert Fuchs sowie zwei Lieder aus Berlioz’ Les Nuits d’été.

 24

Brief vom 24.06.1890, Bayerische Staatsbibliothek (München), Signatur: Ana 330 I, Strauss. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02153.

 25

Martin Krause: 27. Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen deutschen Musikvereins Eisenach, in: Musikalisches Wochenblatt 21 (1890), S. 352 f., 364 f., 377, hier S. 365. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b43267.

 26

Allgemeine Musik-Zeitung 17, Nr. 27 vom 04.07.1890, S. 334, vgl. den Abdruck in: Scott Allan Warfield: The Genesis of Richard Strauss’s Macbeth, PhD Diss. Chapel Hill NC 1995, S. 434. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45634.

 27

Krause (wie Anm. 25), ebd.

 28

Vgl. Werbeck: Tondichtungen (wie Anm. 15), S. 242 f.

 29

Vgl. die Rezensionen bei Warfield: Genesis (wie Anm. 26), S. 437-439. Weitere Editionen: richard-strauss-ausgabe.de/b42604 sowie b42605, b42607 und b42608.

 30

Brief an die Schwester vom 25.10.1890, zit. nach: Schuh: Strauss (wie Anm. 12), S. 275. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02175.

 31

Vgl. den Abdruck in: Der Strom der Töne trug mich fort. Die Welt um Richard Strauss in Briefen. In Zusammenarbeit mit Franz und Alice Strauss herausgegeben von Franz Grasberger, Tutzing 1967, S. 56. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02181. Wie Arthur Seidl berichtete, habe Strauss nach der Leipziger Erstaufführung von Tod und Verklärung im Frühjahr 1892 auf die Frage »Was soll darauf nun wohl noch folgen?!« geantwortet: »Jetzt gebrauchen wir das Wort !«. Vgl. Seidl: Straußiana (wie Anm. 14), S. 30.

 32

Anordnung der Strophen nach dem Autograph der Partitur: The Morgan Library & Museum (New York), Mary Flagler Cary Music Collection, Signatur S9125.T633 (RSQV q00291), publiziert in: Richard Strauss, op. 24 Tod und Verklärung, Faksimile-Reproduktion der Handschrift, Wien 1923 (= Philharmonia-Facsimiledrucke 3). Vgl. auch den Abdruck des Gedichts bei Schuh: Strauss (wie Anm. 12), S. 187.

 33

Zum Abdruck im Programmbuch der Uraufführung vgl. Kaminiarz: Strauss 1995 (wie Anm. 23), S. 77 f. Zur Weimarer Erstaufführung gab es eine wohlwollende Besprechung in der Neuen Zeitschrift für Musik 58 (1891), 4. März 1891, S. 103: Demnach legte die Komposition »durch ihre glänzende Instrumentation ein neues beredtes Zeugniß von den hervorragenden Leistungen des Componisten ab, und bildete einen würdigen Abschluß des ebenso genußreichen als vielseitigen Concerts.« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45635.

 34

An Franz Wüllner schrieb Strauss am 17. Dezember 1890, der Berliner Konzertveranstalter Hermann Wolff habe ihm »eigentlich gegen meinen Willen, das Versprechen abgepreßt […], ihm das Manuscript von Tod u. Verklärung für den Januar zu überlassen.« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02186.

 35

Lessmanns Rezension ist abgedruckt bei Warfield: Genesis (wie Anm. 26), S. 439–441. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45636.

 36

Vgl. den Abdruck bei Carmen Blessing: Das instrumentale Schaffen von Richard Strauss im Spiegelbild der Presse und der zeitgenössischen Kritik, Diss. phil. München 1944 (mschr.), S. 41. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45637.

 37

Signale für die Musikalische Welt 49 (1891), Nr. 20, S. 318; vgl. auch Warfield: Genesis (wie Anm. 26), S. 442. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b44360.

 38

Vgl. Schuh: Strauss (wie Anm. 12), S. 242. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d37037.

 39

Nach der Münchner Erstaufführung hieß es in der Neuen Musik-Zeitung 14 (1893), S. 19: »Das ungemein stimmungsvolle Gedicht Alexander Ritters, das der Tonschöpfung als ›Programm‹ beigedruckt wurde, fand seine Entstehung erst nach Vollendung der Musikalischen Komposition […]. Dies sei zur Beruhigung der Gegner der ›Programmmusik‹ hier ausdrücklich konstatiert.« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45638. Auch im Musikalischen Wochenblatt 24 (1893), S. 34, wurde das Gedicht als »sehr schön« gelobt. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45639.

 40

Der Rezensent der Frankfurter Erstaufführung bezweifelte, »ob es des als Programm nachgeschaffenen Gedichtes von Alexander Ritter bedurft hätte, zumal uns dasselbe das Reich des Idealen nicht erschliesst, sondern unsere Phantasie alltäglich in eine ›ärmlich kleine Krankenkammer mit leise tickender Wanduhr‹ bannt. Wie nüchtern erscheint diese moderne naturalistische, fast pathologisch angehauchte Interpretation gegenüber der grossartigen Erhabenheit des einleitenden Cmoll-Largos, dem Nichts von der Atmosphäre einer Krankenstube anhaftet! Hier hätte wohl ein Lord Byron den richtigen Ton getroffen.« Vgl. Musikalisches Wochenblatt 23 (1892), S. 4. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b43291.

 41

Otto Klauwell: Programm-Musik. (1898.), in: Klauwell: Studien und Erinnerungen. Gesammelte Aufsätze über Musik, Langensalza 1906, S. 81–93, hier S. 93.

 42

Vgl. die in Anm. 38 zitierte Rezension aus der Neuen Musikzeitung.

 43

Eduard Hanslick: 1893. Orchester-Konzerte. »Tod und Verklärung«, symphonische Dichtung von Richard Strauß, in: Hanslick: Fünf Jahre Musik [1891–1895]. Kritiken, Berlin 21896 (= Moderne Oper 7), S. 219–221. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b00450.

 44

Brief vom 17.12.1890, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02186.

 45

Strauss an Spitzweg, 19.01.1891, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02197.

 46

Strauss an Spitzweg, 25.01.1891, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02200.

 47

Spitzweg an Strauss, 01.02.1891, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d30373.

 48

Strauss an Spitzweg, 10.02.1891, Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02204.

 49

Erich H. Müller von Asow: Richard Strauss. Werkverzeichnis, Bd. 1: Opus 1–59, Wien u. Wiesbaden 1959, S. 110.

 50

Friedrich Hofmeister: Musikalisch-literarischer Monatsbericht, September 1891, S. 338 und 347 (ANNO/Österreichische Nationalbibliothek).

 51

Vgl. Ann Kersting-Meuleman: Richard Strauss in Frankfurt am Main und die Frankfurter Museums-Gesellschaft, in: Musik – Bürger – Stadt. Konzertleben und musikalisches Hören im historischen Wandel. 200 Jahre Frankfurter Museums-Gesellschaft, hrsg. von Christian Thorau u. a., Regensburg 2011, S. 43–74, hier S. 48.

 52

Vgl. seinen Brief an Strauss vom 18.11.1891 in: Lieber Collega! Richard Strauss im Briefwechsel mit zeitgenössischen Komponisten und Dirigenten, Bd. 1, hrsg. von Gabriele Strauss, Berlin 1996 (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft 14), S. 214 (das Schreiben ist dort falsch datiert und muss in der Chronologie mit dem Folgebrief vertauscht werden). Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d03067.

 53

Franz Trenner: Richard Strauss. Chronik zu Leben und Werk, hrsg. von Florian Trenner, Wien 2003, S. 91.

 54

Marcel Lemaire: Lettres inédites de Richard Strauss à Sylvain Dupuis, in: Revue générale; perspectives européennes des sciences humaines 8 (1970), S. 33–48, hier S. 36. Im Originalbrief lautet die entscheidende Formulierung: »Die gewünschten Metronome wären ungefähr: […]«. Siehe auch im Abschnitt »Faksimiles«. Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02273.

 55

Die Korrespondenz ist veröffentlicht in: Dobroslav Orel: Ján Levoslav Bella K 80. Narozeninám Seniora Slovenské Hudby, Bratislava 1924, S. 564–577.

 56

Kaminiarz: Strauss 1995 (wie Anm. 23), S. 73.

 57

Strauss bittet noch am 25.10.1889 um die Zusendung des Materials: Orel: Bella (wie Anm. 55), S. 569. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01949.

 58

Auch der bereits zitierte Brief an Dora Wihan vom April 1889 spricht die Sprache eines überzeugten Liszt-Jüngers und Avantgardisten: »Denke Dir, ich bin jetzt schon unter die Lisztianer gegangen, kurz, ein fortschrittlicherer Standpunkt, als ich ihn jetzt einnehme, ist kaum mehr denkbar.« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01902. Besonders radikal formulierte Strauss seine Liszt-Begeisterung in einem Brief an seinen Freund Thuille am 19. November 1890: Liszt sei »der einzige Symphoniker, der auf Beethoven kommen mußte und auf ihn einen riesigen Fortschritt bedeutet. Alles übrige ist purer Dreck.« Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d02182.

 59

Brief vom 02.12.1888, zit. nach: Orel: Bella (wie Anm. 55), S. 567. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d01878. Vermutlich wusste Strauss nicht, dass der 1843 geborene Bella 21 Jahre älter war, sonst hätte er kaum von »uns jüngeren« gesprochen.

 60

Strauss’ Bezeichnung der Schlusstakte von Ein Heldenleben als »Staatsbegräbnis« (Schuh: Strauss, wie Anm. 12, S. 504) ist zwar erst aus dem Jahr 1946 überliefert, entspricht aber wohl schon der ursprünglichen Konzeption.

 61

Vgl. dazu Walter Werbeck: Richard Strauss als Verächter von Kunstreligion?, in: Kunstreligion und Musik. 1800 – 1900 – 2000, hrsg. von Siegfried Oechsle u. Bernd Sponheuer, Kassel u. a. 2015 (= Kieler Schriften zur Musikwissenschaft 53), S. 69–84.

 62

Gustav Brecher: Richard Strauß. Eine monographische Skizze, Leipzig o. J [1900], S. 23.

 63

Mit Recht schrieb Charles Youmans: »Tod und Verklärung repräsentiert ohne Frage den Gipfel Ritterschen Einflusses.« Vgl. Charles Youmans: Tondichtungen, in: Richard Strauss Handbuch, hrsg. von Walter Werbeck, Stuttgart u. Kassel 2014, S. 374–442, hier S. 395.

 64

Strauss an Bella (wie Anm. 59).

 65

Dazu Werbeck: Tondichtungen (wie Anm. 15), S. 120–124.

 66

Richard Strauss. Späte Aufzeichnungen, hrsg. von Marion Beyer, Jürgen May u. Walter Werbeck, Mainz u. a. 2016 (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft 21), S. 143.

 67

Youmans: Tondichtungen (wie Anm. 63), S. 377.

 68

Eine kurze, aber noch immer instruktive Analyse findet sich bei Carl Dahlhaus: Die Musik des 19. Jahrhunderts, Laaber 1980 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft 6), S. 305 f.

 69

Vgl. etwa die Neue Zeitschrift für Musik 60 (1893), S. 324 (Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45640): Trotz »Verwendung der complicirtesten Ausdrucksmittel« handele es sich um »formklare und allgemein verständliche Tongebilde«; außerdem Musikalisches Wochenblatt 24 (1893), S. 35 (Edition: richard-strauss-ausgabe.de/b45639): »Die Durchführungen […] und die Steigerungen zeugen jetzt schon von seltener musikalischer Gestaltungskraft und ausserordentlich klar entwickeltem Sinne für künstlerische Einheitlichkeit.«

 70

Zu TrV 269 vgl. Ulrich Konrad: Anspielen, Erinnern, Verstehen. Dimensionen musikalischen Zitierens in Richard Strauss’ Intermezzo (1924) und Alban Bergs Wozzeck (1925), Stuttgart 2007, S. 25–31.

 71

Tod und Verklärung, Spätabschrift (1945), Richard-Strauss-Archiv Garmisch-Partenkirchen (RSQV q00294).

 72

Brief an Karl Böhm vom 11. Januar 1945, abgedruckt in: Richard Strauss – Karl Böhm. Briefwechsel 1921–1949, hrsg. von Martina Steiger, Mainz u. a. 1999, S. 180. Weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d08063.

 73

Brief an seinen Enkel Richard vom 3. Oktober 1944, abgedruckt in: Strom der Töne (wie Anm. 31), S. 428, weitere Edition: richard-strauss-ausgabe.de/d08042. Mit der Abschrift wurde Strauss allerdings, wie die autographe Datierung am Ende zeigt, erst am 9. Januar 1945 fertig.

 74

Dazu Ulrich Mosch: Marginalien zu Richard Strauss’ Metamorphosen, in: Richard Strauss Jahrbuch 2011, Tutzing 2011, S. 251–269, hier S. 264. – Eine bloß mechanische Kopie von Tod und Verklärung liegt allerdings nicht vor. Das bezeugen verschiedene Passagen mit zusätzlichen Angaben zur Artikulation und Dynamik, geänderte Schlüssel und Vorzeichenwechsel sowie korrigierte Tonhöhen. Von einer »Fassung letzter Hand« kann man zwar nicht reden, doch ist die Quelle für die vorliegende Edition nicht irrelevant; vgl. die detaillierte Darstellung im Abschnitt »Quellenbewertung« des Kritischen Berichts.

 75

Jens-Peter Schütte: Komponieren als Konstruktion von Geschichte: München – Ein Gedächtniswalzer von Richard Strauss, in: Musik in Bayern 68 (2004), S. 147–194, hier S. 157.

 76

Ebd., S. 160.

 77

Jens-Peter Schütte: Musik als Bekenntnis. Die Tondichtungen Einleitung und Allegro und Metamorphosen im Spätwerk von Richard Strauss, Diss. phil. Dortmund (mschr.) 2003, S. 160 f. Schütte deutete Im Abendrot »schon in seinem Beginn als eine Art Fortsetzung der Coda der Metamorphosen«.

Verfasser: Walter Werbeck

Erstmals veröffentlicht in

Richard Strauss: Tod und Verklärung op. 24, hrsg. von Stefan Schenk, mit einer Einleitung von Walter Werbeck, Wien: Verlag Dr. Richard Strauss 2022 (= Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe, III/6)

Zitierempfehlung

Walter Werbeck: Einleitung, in: Richard Strauss: Tod und Verklärung op. 24, hrsg. von Stefan Schenk, mit einer Einleitung von Walter Werbeck, 2022 (= Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe, III/6), richard‑strauss‑ausgabe.de/b45705/el (Version 2022)

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